Doppelkonzert
Doppelkonzert für Flöte, Fagott und Orchester

Voraussetzung für konzertanten  Charakter ist in den verschiedensten Stilen motorische Bewegung. Gerade sie ist aber in der seriel­len Phase der fünfziger Jahre in Verruf geraten - einmal, weil sie in Relation zur Komplexität der anderen Ebenen als primitiv empfunden wurde „und zum anderen wohl auch als Reaktion auf die Musik der zwanzi­ger Jahre, wo nicht  selten die Kontinuität des Bewegungsflusses die Logik der Stimmführung substituieren musste. Die Folge war, dass zunächst keine Konzerte geschrieben wurden, und als es wieder geschah, das konzertante Element auf die Vereinzelung der Solostimme reduziert wurde, oder konzertante Haltung überhaupt nicht aufkam, weil das Soloinstrument im Ganzen aufging. Die Schwierigkeit, in unse­rer Zeit ein Konzert zu komponieren, hat mich immer herausgefordert. Hier, im Doppelkonzert für Flöte und Fagott, ist das Konzertante im breitesten Umfang ange­strebt und somit auch Motorisches  unver­hüllt eingesetzt, aber andere Elemente beeinflussen, stören, komplexieren das Bewegungscontinuum. Zwei davon möchte ich nennen: Einmal das häufige Nebeneinan­der von statischen und dynamischen Ele­menten. Eine statische Gestalt taucht im Laufe des Stücks unverändert immer wieder auf. Sie war die Zelle, aus der das Material abgeleitet wurde. Die statischen Elemente konservieren den konzertanten Charakter, während die dynamischen entwickelnd weiterführen -  auch von ihm fortführen. Zum anderen hatte ich ein besonderes Interesse an Polymetrik, und zwar nicht nur zum Zweck der Strukturbildung eingesetzt, sondern als tragendes Element musikalischen Geschehens. Dazu müssen natürlich die einzelnen Metren gut erkennbar und verfolgbar sein, was eine möglichst einfache Zeitgliederung innerhalb des einzelnen Metrums zur Voraussetzung hat.

Das Doppelkonzert ist von den beiden Soli­sten des heutigen Abends angeregt worden und 1982 entstanden. Das Werk ist dreisät­zig, die Sätze gehen ineinander über. Die innere „Geschichte", die das Stück ent­wickelt, verbal abzubilden, erscheint mir - wie übrigens auch bei anderen Werken in letzter Zeit - nicht sinnvoll und zielführend.

Friedrich Cerha
Interpret/innen

Flöte : Wolfgang Schulz
Fagott: Milan Turković
Symphonieorchester der Schlesischen Philharmonie Kattowitz
Dirigent: Karol Stryja

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Uraufführung
Biografien