Voraussetzung für konzertanten Charakter ist in den verschiedensten Stilen motorische Bewegung. Gerade sie ist aber in der seriellen Phase der fünfziger Jahre in Verruf geraten - einmal, weil sie in Relation zur Komplexität der anderen Ebenen als primitiv empfunden wurde „und zum anderen wohl auch als Reaktion auf die Musik der zwanziger Jahre, wo nicht selten die Kontinuität des Bewegungsflusses die Logik der Stimmführung substituieren musste. Die Folge war, dass zunächst keine Konzerte geschrieben wurden, und als es wieder geschah, das konzertante Element auf die Vereinzelung der Solostimme reduziert wurde, oder konzertante Haltung überhaupt nicht aufkam, weil das Soloinstrument im Ganzen aufging. Die Schwierigkeit, in unserer Zeit ein Konzert zu komponieren, hat mich immer herausgefordert. Hier, im Doppelkonzert für Flöte und Fagott, ist das Konzertante im breitesten Umfang angestrebt und somit auch Motorisches unverhüllt eingesetzt, aber andere Elemente beeinflussen, stören, komplexieren das Bewegungscontinuum. Zwei davon möchte ich nennen: Einmal das häufige Nebeneinander von statischen und dynamischen Elementen. Eine statische Gestalt taucht im Laufe des Stücks unverändert immer wieder auf. Sie war die Zelle, aus der das Material abgeleitet wurde. Die statischen Elemente konservieren den konzertanten Charakter, während die dynamischen entwickelnd weiterführen - auch von ihm fortführen. Zum anderen hatte ich ein besonderes Interesse an Polymetrik, und zwar nicht nur zum Zweck der Strukturbildung eingesetzt, sondern als tragendes Element musikalischen Geschehens. Dazu müssen natürlich die einzelnen Metren gut erkennbar und verfolgbar sein, was eine möglichst einfache Zeitgliederung innerhalb des einzelnen Metrums zur Voraussetzung hat.
Das Doppelkonzert ist von den beiden Solisten des heutigen Abends angeregt worden und 1982 entstanden. Das Werk ist dreisätzig, die Sätze gehen ineinander über. Die innere „Geschichte", die das Stück entwickelt, verbal abzubilden, erscheint mir - wie übrigens auch bei anderen Werken in letzter Zeit - nicht sinnvoll und zielführend.