Curriculum
Curriculum für 13 Bläser

(2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba.)

In einer beachtlichen Zahl von Werken seit 1965 wird zunehmend etwas aus dem Bereich traditioneller Harmonik und Melo­dik in die grundlegenden Denkmodelle der 50er und 60er Jahre eingeschleust. Als Komponist und Dirigent mit deren Möglichkeiten zu wohl vertraut, wurde es mein Bedürfnis, die letzteren zu verlassen. Zu­nächst lag mir daran, von stilistisch ex­trem verschiedenen Positionen her, wie in ,,Curriculum" und der Sinfonie, oder solche ineinander vermittelnd, wie im Dop­pelkonzert aus einer jeweils konzipierten Ausgangssituation ein Maximum an Sinn, an kompositorischen Beziehungen zu ho­len. Das bewusste Relativieren im stilistischen Bereich hat mir nicht nur geholfen, flexibel zu bleiben und einen Weg zu neuen Synthesen zu ahnen, es hat auch den Finger für mich noch deutlicher als bisher auf einen Punkt gelegt, den zu se­hen nottut: Innovationen sind weniger denn je im Materialbereich als im Grad der gestaltenden Bewältigung zu setzen. Zur Zeit der Entstehung dieser Komposi­tion hat mich die Frage nach Transparenz in anspruchsvollen formalen Verhältnissen sehr beschäftigt. Systeme von melodi­schen Beziehungen scheinen die komple­xesten und verfeinerungsfähigsten Mög­lichkeiten in dieser Richtung zu enthalten. Ich habe mich in Curriculum also dazu entschlossen, wieder thematische Bezüge auszuarbeiten, die, unter dem Prinzip der Variabilität, von entscheidender Bedeu­tung für die ganze Form sind. Daneben habe ich, wenn ich „Tempo" wollte, das in der Musik der letzten zwanzig Jahre rar ist, weil sie metrische Pulsation vermei­det, auch diese aufgenommen. Erinnerun­gen an Strawinsky und anderes treffen noch mehr nur die Oberfläche, als das in meinem frühen Divertimento der Fall ist: die Komposition geht andere Wege. Die Bezüge zu drei Floskeln aus lves' ,,Three Places in New England", die gegen Schluss des letzten Satzes auftreten und von denen die Volksmelodie „The British Grenadiers" die größte Rolle spielte, sind eine Reverenz an das, was ich an Ameri­kaliebe. Das Stück  ist ein Auftragswerk für die Koussevitzky-Foundation und wur­de am 18. Februar 1972 in der Alice-Tully­ Hall des Lincoln-Centers, New York, unter meiner Leitung uraufgeführt.

Friedrich Cerha
Interpret/innen

Ensemble Kontrapunkte
Leitung: Peter Keuschnig

Kooperationen

Aus dem Österreich-Programm beim IGNM-Weltmusikfest 1979 in Athen

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Konzert
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