Stille. Ein komplexer Bläserakkord beginnt aus dem Unhörbaren heraus ganz allmählich zu crescendieren. Immer weiter und weiter, bis schließlich einem Ton nach dem anderen, an seinem absoluten dynamischen Maximum angelangt, die Luft „wegbleibt". Stille. Was ist das für ein Gebilde? Welches sind seine Bestandteile? Wie ist deren Beschaffenheit? Welche Stadien lassen sich unterscheiden? Was kommt überhaupt nicht vor? Was wäre ein charakteristischer Fremdkörper? Was heißt hier komplexer Akkord? Wie ist die Bewegungsform zu fassen? Wie sieht es in der Umgebung aus? Schreibend beobachte ich, erfinde „Antworten" und „ernte" dabei ständig weitere Fragen. Ein weitgehend irrationaler Erkenntnisprozess kommt in Gang. Er richtet sich einerseits auf das Objekt, den Ausgangsklang, andererseits auf das Subjekt, den Beobachter, das ICH. So kommt das ICH mit fortlaufender Differenzierung des Kompositionsprozesses nicht nur dem Ausgangsklang, sondern auch „seinen" Bedingtheiten, sprich Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmustern immer näher. Mich von diesen, meinen Verfestigungen zu lösen, mich zu verändern, das sehe ich als einen Teil meiner Arbeit an. Ich fühle, daß Kunstschönheit, der Bereich des Schöpferischen dort seinen Ursprung hat, wo die Verstrickungen des begehrenden ICH enden. seine stimme ist ein nahezu einstimmiges Stück. Und es ist ein Stück der extremen Verlangsamung. Das Klangmaterial ist ein reduziertes, es kreist um elementare Klangphänomene. In mehreren Teilen werden unterschiedliche Aspekte des Ausgangsklangs fokussiert. Sie variieren in verschiedener Hinsicht: Material, Besetzung, Dichte, Bewegungsform, etc. Da gibt es Sinusklarinetten, Klarinettenunisoni, Klarinettenschwebungen, Klarinettenkonsonanzen, Klarinettenintervalle, Klarinettenkleinesekunden, Klarinettenminicluster, Quasiklarinettencluster, crescendierende Tutticluster, Tuttischläge,... Meine kompositorischen Eingriffe zielen auf das, was man als die „innere Natur" des Materials bezeichnen kann. Die gilt es zu treffen, zu traktieren und zu bewegen um sie als solche zum Vorschein zu bringen. Ermöglicht wird so die Beobachtung der dem Klangmaterial innewohnenden Natur(gesetz)haftigkeit. Elementare Sprachpartikel werden zu Naturereignissen.