Zum drittenmal in sechs Jahren trägt das Musikprotokoll mit einem Sammelband der Tatsache Rechnung, daß Kunstproduktion verknüpft ist mit Theoriebildung. Nach Das Rauschen (Wolke Verlag, Hofheim 1995) und Form - Luxus, Kalkül und Abstinenz (Pfau Verlag, Saabrücken 1999) widmet sich der heurige Band audiovisuellen Themen. Das Escheinen des Bandes korrespondiert mit dem Programm des heurigen Musikprotokoll, in dem ein Schwergewicht auf künstlerischen Beiträgen aus den Bereichen Film, Video, Computermusik und audiovisuelle Performance liegt. Der Sammelband kommentiert jedoch nicht die aktuell gezeigten künstlerischen Beiträge, sondern versteht sich als eigenständiges Lesebuch zu verschiedensten Aspekten des Themas. Wie als mathematische Formel verweist schon das Festivalthema [sounds + visuals] : Bilderverbot auf den reflexiven, in Frage stellenden Umgang mit optischer und akustischer Bildhaftigkeit. Das Buch Bilder - Verbot und Verlangen in Kunst und Musik (Pfau Verlag, Saarbrücken 2000) widmet sich der widersprüchlichen Themenstellung aus religionswissenschaftlicher, kunstgeschichtlicher, musikwissenschaftlichen, kulturgeschichtlichen, film- und medientheoretischen Perspektiven.
Bilder - Verbot und Verlangen in Kunst und Musik: Daß mit dem hermetisch das Problem fokussierenden Begriff "Bilderverbot" heute eine Reflexion in Gang zu setzen wäre, wie inmitten eines Alltags, der von (meist elektronisch) vorgefertigten Ton/Bildkoppelungen dominiert ist, mit Bild und Abbild, mit Bildbegriff, Bildhaftigkeit und Bildverweigerung umzugehen ist, wie Abstraktion und Ornament in Musik und Kunst ihre Positionen besetzen, war der Ausgangspunkt. Wie sehr bei diesem Thema Verbot und Verlangen als sich gegenseitig Bedingendes ineinandergreifen, zeigt die zustande gekommene Sammlung an Beiträgen für dieses Buch.