Arditti Quartet

häuten – schlitzen – reißen/paramyth 1, 2 & 3
für Streichquartett (2011-2016)
Clemens Gadenstätter

Strenger gehts nicht. Atemberaubender auch nicht. In der strengen Kammer avantgardistischen Streichquartettspiels bleibt niemand unberührt, schon gar nicht, wenn die Musiker des britischen Arditti Quartet aufspielen, das seit vierzig Jahren für Legendenbildung sorgt. Noch dazu ist ein wirklich herausforderndes Triptychon zu hören: Über die letzten Jahre hat Clemens Gadenstätter, der an der Grazer Kunstuniversität unterrichtet, drei je circa zwanzigminütige Sätze für Streichquartett komponiert, die als zusammengehöriger Zyklus gedacht sind.

Beim musikprotokoll 2020 wird dieser Gesamtzyklus uraufgeführt. Dass es keine besonders anheimelnde Stunde, sondern wirklich die strenge Gruselkammer des Hörens sein wird, lässt sich schon an den Bildern ablesen, die den Komponisten zu den drei Stücken inspiriert haben: Tizians Die Schindung des Marsyas, das Kreuzigungsbild von Matthias Grünewalds Isenheimer Altar und Francis Bacon schreienden Päpste.


Clemens Gadenstätter (*1966) studierte Komposition, zunächst in Wien, dann in Stuttgart bei Helmut Lachenmann.  Er lehrt an der Musikuniversität Graz als Professor für Analyse, Musiktheorie und Komposition. Zentrales Arbeitsvorhaben ist für ihn die kompositorische Resynthese der Empfindungen. Diese verbindet für ihn die Dreiheit von Hören, Verstehen und Komponieren. Zuletzt beschäftigte sich Gadenstätter mit der Transformation von akustisch ausgelösten, präformierten Empfindungen, mit dem Begriff des Banalen, mit der Polymodalität des Hörens sowie der musikalischen Ikonographie. Gadenstätter erhielt Aufträge von Donaueschinger Musiktage, Musik der Jahrhunderte Stuttgart, Wittener Tage für neue Kammermusik, Wien Modern, ORF/RSO, Musikbiennale Berlin, Salzburger Festspiele, Salzburg Biennale, steirischer herbst, Ultima Oslo u.a.


Durch seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Moderne und Gegenwart hat das Arditti Quartett weltweit einen herausragenden Ruf erlangt. Seit seiner Gründung 1974 durch den Geiger Irvine Arditti sind ihm mehrere hundert Streichquartette gewidmet worden, und so bildete sich das Ensemble zu einer festen Größe der jüngsten Musikgeschichte heraus. Die Diskographie umfasst über 200 CDs. Das Arditti Quartett hat zahlreiche Preise erhalten, darunter mehrfach den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und dreimal den Gramophone Award. 1999 wurde ihm der prestigeträchtige Ernst von Siemens Musikpreis verliehen.

Arditti Quartet