Wonder
Wonder für Orchester, Tonband und Sopran (1997)

...Klang ist die Erweiterung physi­scher Präsenz... die Körnigkeit (im Sinne von Maserung, Struktur) eines Klanges ist ein sehr mächtiges Kom­positionswerkzeug" (Brian Ferneyhough). Resonanz, lnterferenz, Fokus. Jede klingende Tonhöhe ist ein Garten von Strukturen, eine Akkumulation von Tonhöhen in einer einzigartigen Hierarchie. Das Ausgangsmaterial für Wonder bildeten Klanganalysen (FFT) von kurzen Klangfragmenten: eine Bassposaune (ein gedämpfter Pedalton), ein Violoncello (ein unstabiles natürliches Flageolett), eine Crotale (mit Metall-Schlägel) und eine Sopran-Stimme (den Konsonant K artikulierend). Nachdem sie ihren ursprünglichen Maßstab verlassen hatten, wurden sie verpflanzt und geformt, den kurzlebigen, einzigartigen Momenten ein langes Leben schenkend" (Karl Lagerfeld). Während Warhol einen einfachen Konsumartikel nimmt und ihn zum Kunstobjekt erhöht, beschäftigt sich Wonder mit der Verstärkung des tatsächlich Wertvollen - einer Person, dem klingen­den lkon und der Physik seiner Pro­duktion -, um sich auf die Menschen und die Komplexität der hoch entwickelten Medien zu konzentrieren.

Wonder ist ein Archipel, vielschichtig, auf allen Ebenen mit allen Materialien nachklingend, unentwirrbar verbun­den und sich wechselseitig beeinflus­send, ein Nervensystem - ein Versuch der Repräsentation der Welt als „erstaunlich kompliziert und - mit einigen Ausnahmen - erstaunlich erfolgreich ... mit der Wahrnehmung des Lebens als eine gefährliche und in mancher Hinsicht unerklärliche Wesenheit" (Alex Colville).

Wonder war eines der beiden (von CBC ausgewählten) Werke zur Vertre­tung Kanadas bei den 44th Tribunes Internationales des Compositeurs, die von dem International Music Council der UNESCO in Paris organisiert wur­den. Anschließend wurde Wonder 1997 und 1998 in mehr als 23 Län­dern gesendet.

 

Texte für: Wonder

RUMI

our desert has no bounds, our hearts and souls know no rest

world upon world took shape form

 

every instant love shatters a thousand bowls into fragments, every moment

stitches and rends a thousand garments

 

love inside my heart-

like a thousand souls in one body

a thousand harvests in one sheaf of wheat

a thousand whirling heavens in the eye of a needle

 

the lover's heart is filled with an ocean

and in its rolling waves the cosmos gently turn

 

like a wave my body is here and gone

look closely, a million waves, one sea

 

HENRI MICHAUX

foldings, foldings,

a suffering head, no longer a head

only a passage

 

long, long opening

swelling of the seeds

 

the distances are thinking

in shivers, radiance

 

ELIZABETH BARRETT BROWNING

to the depth and breath and height

Paul Steenhuisen
Interpret/innen

Komposition: Paul Steenhuisen
Sopran: Catherine Dubosc
Dirigent: Arturo Tamayo
RSO Wien

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Österreichische Erstaufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 1999 | Gadenstätter/Johnson/Steenhuisen