© Martin Breindl
© Martin Breindl
Welche Musik mögen Papageien?

Seit unserem ersten Besuch im Papageienheim der ARGE Papageienschutz wissen wir: Papageien hören gerne Musik. "Welche Art von Musik sie gerne hören, das weiß aber niemand so genau, und das fangen wir nun an zu untersuchen", so Andrea Sodomka zum heutigen Vorhaben.

„Wie reagieren die Vögel auf Rhythmus, auf Instrumente, auf Stimme, auf Elektronik? Welche Art von Klängen akzeptieren sie? Das ist natürlich sehr spannend, weil wir keine Ahnung haben, wie das nun ablaufen wird.“ Und Martin Breindl ergänzt: „Es sind unsere ersten Kommunikationsversuche mit den Tieren, die über das Kindersprachliche hinausgehen.“

Der erste warme Frühlingstag

Bepackt mit einem Computer und einem Lautsprecher begeben wir uns wieder auf den langen Marsch in den hinteren Teil des Geländes des Wiener Tierschutzhauses, wo sich im Kleintierhaus das Papageienheim befindet. Die Hunde begrüßen uns dieses Mal mit einem Jaulkonzert. Als wir ankommen, herrscht allerorts geschäftiges Treiben, es wird soeben geputzt. Plötzlich große Hektik, einer der Papageien ist aus seiner Voliere entwischt.

Vor dem Büro treffen wir die Heimleiterin Catarina Güttner. Nicht nur der entwischte Papagei hätte soeben für Aufregung gesorgt, erklärt sie. Die Vögel würden sich auch über den ersten warmen Frühlingstag freuen. „Auch die Papageien haben jetzt ebenfalls einen Hormonschub“, so Güttner. „Die Frühlingsgefühle kommen und sie haben wieder mehr Platz.“ An jeder Voliere ist ein Außenbereich angeschlossen. Dort können die Papageien in der Sonne sitzen. Und die Papageien, insbesondere die Amazonen, seien sehr sonnenliebende Tiere.

Ein ungewohntes Objekt

Norbert Math positioniert sich mit Computer und Verstärker vor der Voliere der sogenannten Wissenschaftsgruppe; vor jenen Papageien, die wir bereits bei unserem ersten Besuch näher kennengelernt haben, wie auch in unserem ersten metamusic-Beitrag nachzuhören und nachzulesen ist. Der Lautsprecher wird in der Voliere positioniert, wo er von den Vögeln anfänglich eher skeptisch beäugt wird. Einige Papageien zucken nervös mit den Flügeln; zeigen, wie uns Catarina Güttner erklärt, tendenzielles Fluchtverhalten.

Versuch Nr. 1: metamusic-Signation

Tatsächlich geflohen wird aber nicht, also wagen wir es: Die erste Zuspielung ist ein Endlos-Loop jener Sounds, die für die metamusic-Signation geschaffen wurden, die zu Beginn unserer metamusic-Audiobeiträge immer zu hören ist.

Die anfängliche Nervosität legt sich überraschend schnell. "Die Papageien brauchen immer einen Moment, um sich zu vergewissern, dass es sich um nichts Gefährliches handelt", kommentiert Catarina Güttner das Geschehen. "Noch sind sie sich nicht ganz sicher, aber eigentlich verhalten sie sich sehr ruhig. Also sie haben schon auf andere Dinge um einiges scheuer reagiert." Ja, sie seien auf alle Fälle sehr gespannt, bestätigt die Heimleiterin unseren Eindruck.

Versuch Nr. 2: „Reflexion“ von Andrea Sodomka

Als zweites präsentieren wir den Papageien einen Ausschnitt aus der Komposition "Reflexion" von Andrea Sodomka. Die Vögel verhalten sich unverändert, bleiben sitzen und horchen gespannt. "Also sie wirken auf mich jetzt so, als ob sie darauf warten würden, was als nächstes kommt", so Catarina Güttner. Das liegt vielleicht auch an der ähnlichen musikalischen Stimmung, munkeln wir und starten Versuch Nr. 3, die Zuspielung eines Club-Tracks von Norbert Math.

Versuch Nr. 3 und Nr. 4

Aber auch Rhythmus animiert die Papageien zu keiner nennenswert andersartigen Reaktion, genauso wenig wie Josef Strauss´ Dorfschwalben. Wie Papageien reagieren, das kommt auch auf die Tageszeit an, meint Catarina Güttner. Wir erfahren, dass sie nach dem Mittagessen ebenfalls gerne eine Siesta halten. Am aktivsten sind die Vögel am Vormittag und am späten Nachmittag. Bei Einbruch der Dunkelheit gehen sie dann schlafen. Außerdem haben auch Papageien Launen; mal eine bessere, dann wieder eine schlechtere Tagesverfassung und einen persönlichen Geschmack.

Mögliche Klangspielzeuge

Wir beenden das Experiment und beschließen einen Lautsprecher in der Voliere zu lassen, damit sich unsere gefiederten Freundinnen und Freunde, an ihn gewöhnen können. Zum Abschluss berichtet Norbert Math von zwei Ideen. Er hätte etwa daran gedacht, teilt Math mit, eine Schaukel zu bauen, die, sobald sie von einem Papagei in Bewegung versetzt wird, zum Klingen beginnt. Oder vielleicht hätten die Vögel ja auch mit einer Box Spass, aus der eine Reihe von Schnüren hängen, an denen man mit dem Schnabel ziehen und so Klänge auslösen kann. Catarina Güttner findet beide Ideen gut. Schaukeln würden fast alle Papageien mögen und das meiste würden sie mit dem Schnabel machen.

Ein aufmerksames Publikum

Martin Breindl war den Papageien heute am nächsten. Während wir uns mit dem Computer ganz bewusst ein wenig abseits aufgebaut haben, um die Tiere möglichst wenig zu stören, hat Breindl mit dem Fotoapparat direkt vor der Voliere Stellung bezogen. "Ganz am Anfang, als die ersten Sounds aus dem Lautsprecher gekommen sind, haben die Vögel aufgeregt mitgesungen", schildert der Künstler. "Das war fast wie ein Chor. Daraufhin hat sich die ganze Situation beruhigt und die Papageien sind immer gelassener geworden. Sie waren dann eigentlich ein ziemlich aufmerksames Publikum, so wie es sich unsereiner ja oft wünscht."

 

Veröffentlichungsdatum