In den Kittenberger Erlebnisgärten geht metamusic in die zweite Runde und Sie können auch diesmal live dabei sein, gleich einen ganzen Monat lang bis zum 12. Oktober. Wieder mit dabei: Kasi, Joki und Chica. Weiters zur Gruppe dazugestoßen sind Pauli, Coco und Billy.
Sie waren die Stars beim musikprotokoll 2013 – Kasi, Jago, Rosi, Joki und Chica – fünf Graupapageien, für die das Künstlerkollektiv alien productions vier Musikinstrumente gebaut hat, die während unseres Festivals dann auch rege Verwendung fanden, – in einer mit den Instrumenten bestückten interaktiven Klangvoliere, die die Gruppe in den Ausstellungsbereich des Graz Museums hineingebaut hat. Seit Samstag, dem 13. September, findet nun in den Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern die Phase 2 des Projektes metamusic statt und Sie können wieder live dabei sein.
Alte und neue Freunde
Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen viele Stunden gearbeitet, um diese zweite Phase des Projektes metamusic auf Schiene zu bringen. Wir werfen einen Blick zurück. Während Michael Reiter und Manfred Strassner Ende August in der metamusic-Werkstatt mit unermüdlichem Arbeitseinsatz jene Einzelteile zusammenbauen, aus denen die Voliere schließlich bestehen wird, fahre ich mit Norbert Math und Andrea Sodomka von alien productions ins Papageienheim der ARGE Papageienschutz. Die Heimleiterin Julia Bellmann stellt uns dort jene Vögel vor, die uns diesmal begleiten werden.
Drei davon haben das metamusic-Team bereits vergangenen Herbst beim musikprotokoll in Graz in Atem gehalten: Kasi, Joki und Chica. Andrea Sodomka, Norbert Math, Martin Breindl und die mitgereisten Biologinnen und Tierpflegerinnen hatten alle Hände voll damit zu tun, die vielen Eindrücke abzuspeichern, um sie wenn nicht gleich, dann später auswerten zu können. Welch starken Eindruck umgekehrt alien productions bei den fünf Papageien hinterlassen haben, zeigte sich beim ersten Besuch im Papageienheim nach dem musikprotokoll. „Also das war ein Wahnsinn“, berichtet Julia Bellmann. „Als die Künstler/innen an die Scheibe geklopft haben, waren alle sofort da.“ Ja, sie hätten ganz offensichtlich viel Spass in Graz gehabt. Die Chancen, dass den drei Neuen – Pauli, Coco und Billy – das Projekt ebenfalls Freude bereiten wird, stehen gut. An diesem Freitag Nachmittag wirken sie jedenfalls sehr interessiert und aufgeweckt.
Mehrmonatiger Forschungsprozess
Anfang September lasse ich im Wiener Atelier von alien productions gemeinsam mit Martin Breindl, Andrea Sodomka und Norbert Math die Geschehnisse beim musikprotokoll 2013 noch einmal Revue passieren. Vier verschiedene Arten von Musikinstrumenten haben die drei Künstler/innen im Vorfeld zu unserem Festival entwickelt. Sie waren das Ergebnis eines mehrmonatigen Forschungsprozesses, im Zuge dessen es unter anderem herauszufinden galt, welche Musik Papageien überhaupt mögen und wie ein Musikinstrument beschaffen sein muss, damit es von den Vögeln nicht nur bedient werden kann, sondern auch gerne bedient wird? Die Tiere sollten nämlich keinesfalls konditioniert werden. Vielmehr sollten sie aus purer Lust an der Beschäftigung mit den Instrumenten spielen.
Vier verschiedene Instrumente
Das erste Instrument war ein Casio-Keyboard mit in die Voliere hinein verlängerten Tasten, das zweite eine bei Bewegung klingende Vogelschaukel. Weiters gab es noch ein digitales Instrument, das über einen Touchscreen bedient werden konnte. Ein grünes Quadrat auf schwarzem Hintergrund gab einen Sound von sich, wenn es mit dem Schnabel sozusagen angeklickt wurde. Das vierte Instrument war eine Box mit eingebauter Schüssel, in der eine Kugel lag. Wurde diese Kugel bewegt, rollte sie über eine Reihe von Klang auslösenden Lichtsensoren.
Klangschaukel-Parcours und Metakommunikation
Er könne sich vorstellen, etwa eine Art Klangschaukel-Parcours zu bauen, überlegt Norbert Math, wobei jede Schaukel, sobald sie in Bewegung versetzt wird, einen anderen Sound von sich geben sollte. „Dass es dann so eine Art Interaktion geben könnte, bei der sich Klänge und Melodien überlagern“, führt Math die Idee näher aus. Für das Instrument mit dem Touchscreen gäbe es außerdem bereits weitere Programme, auch diese sollen nun ausprobiert werden.
Was passiert, wenn mehrere Tiere über die Instrumente miteinander kommunizieren? Das sei ein Aspekt, der wohl noch gar nicht wirklich zum Vorschein gekommen ist, schließt Martin Breindl hier an. Die Musikinstrumente könnten auch als elektromechanische oder elektroakustische Kommunikationshilfsmittel gedacht werden. „Ich glaube, da kann man noch ganz ganz viel erfinden“, so Breindl, der auch gerne wissen würde, ob die Tiere aus sich heraus – also ganz ohne menschliche Interaktion – musikalisch tätig werden. Das konnte bislang auch noch nicht eingehend genug beobachtet werden.
Maximale Komplexität und die Kraft der Erinnerung
Eine weitere Frage, so Andrea Sodomka sei, wie komplex Instrumente gebaut werden sollen, damit sie für die Papageien auch über einen längeren Zeitraum interessant genug bleiben. „Mein Gefühl sagt mir, dass das eigentlich relativ komplexe Klang- und Bedienungssituationen sein sollten“, vermutete die Künstlerin.
Und Norbert Math, Andrea Sodomka und Martin Breindl möchten auf der Erinnerungsfähigkeit der Papageien aufbauen. „Ich habe den Eindruck ein Vogelgedächtnis funktioniert vielleicht ein bisschen anders als unseres, aber es funktioniert sehr präzise und sehr schnell“, dazu Math. „Das ist eigentlich sehr interessant, damit können wir arbeiten. Weil wir dann wissen, wenn wir eine Situation schaffen, sind die Vögel sofort wieder da. Etwa wenn wir, wie das beim musikprotokoll auch schon passiert ist, ein gemeinsames Konzert mit den Papageien inszenieren. Das würden wir sehr gerne wieder machen.“
Ein neuer Garten für die Vögel
Wenige Tage vor der Eröffnung in den Kittenberger Erlebnisgärten, einer eigenwilligen Mischung aus Verkaufsareal und Erholungspark auf 40 000 Quadratmeter - mit mehreren Schwimmteichen, einer riesigen Kräuterspirale, zahlreichen Blumen- und Gemüsebeeten, Fitnessgarten, Spielplatz, Weidenhotel, Beerenhaus, Freiluftbühne, Biorestaurant, Gartenhandlung und vielem mehr. Am Rand führt ein frisch angelegter Weg zur metamusic-Voliere. Sie besteht aus einem großen Außenbereich, der in einen Container mündet. Dort hinein können sich die Vögel zurückziehen, wenn es - so wie heute - regnet. Sie würde nach wie vor nur so staunen, meint Andrea Sodomka. „Vor drei Wochen war hier nur ein Feld und sonst gar nichts und jetzt ist hier eine wunderschöne Gartenlandschaft.“
„Wir sind mit einem großen Bagger aufgefahren und haben das Gelände modelliert“, schildert der Gärtnermeister Johannes Kubelka. „Dann haben wir einige Lastwagenfüllungen voll Trägermaterial aufgebracht und eine schöne Planie gemacht, damit der Container und die Voliere aufgestellt werden können.“ Für die Innenausstattung der Voliere wurde extra eine alte, schon etwas morsche Birke gefällt.
Tierschutz und Touristik
Der Chef-Erlebnisgärtner Reinhard Kittenberger erzählt, dass sie in einigen Jahren gerne allen verwaisten und heimatlos gewordenen Papageien ein neues Zuhause bieten würden. Kittenberger ist auch der Vizepräsident der ARGE Papageienschutz. „Wir planen das und hoffen, noch den einen oder anderen Partner zu finden, der das unterstützt, denn hier geht es wirklich um sehr sehr viel Geld“, führt Kittenberger aus. „Schon vor einem Jahr habe ich erfahren, wie toll es in Graz war, mit den Vögeln zu arbeiten und da habe ich mir gedacht, dass das doch jetzt, wo wir unsere Pläne für das neue Projekt 2018 präsentieren, eine schöne Auftaktveranstaltung wäre. Was mich genau erwartet, das weiß ich ja selber noch nicht, aber ich denke, dass es schön wird und dass es eine interessante Installation wird, auch für unsere Besucher.“ In Zukunft sei es nämlich nicht nur wichtig, ein neues Papageienheim zu bauen, sondern dieses auch touristisch zugängig zu machen. So könnte nämlich das nötige Geld aufgebracht werden, das es braucht, um den Vögeln eine Atmosphäre zu bieten, in der sie sich wohlfühlen.
Erste viel versprechende Erlebnisse
Dienstag 16. September im Wiener Funkhaus. Norbert Math berichtet von seinen ersten bereits viel versprechenden Erlebnissen. Am Sonntag und Montag hat er einem Stufenplan folgend zwei Instrumente bereits in Betrieb genommen: die klingende Vogelschaukel und das Instrument mit dem Touchscreen. Pauli sei sofort zur Stelle gewesen und hatte – noch bevor die Sitzleiste montiert werden konnte – schon herausgefunden, wie das Instrument zu spielen sei. Das hätte natürlich sofort die anfänglich nicht so interessierte Kasi auf den Plan gerufen, die – ganz sie selbst – das Instrument in weiterer Folge okkupierte. „Was mich sehr überrascht hat: Kasi hat dann ein Geräusch von sich gegeben, das so ziemlich daran erinnert hat, wie dieses Touchscreen-Instrument klingt“, berichtet Math weiter. „Jetzt hab ich fast den Verdacht, dass Kasi sich an den Klang dieses Instrumentes erinnert hat. Ich hab sofort mein Handy gezückt, um eine Sprachaufzeichnung zu machen und was passiert? Kasi sitzt da wie angewurzelt und sagt nichts mehr.“
Wir werden den weiteren Projektverlauf wieder dokumentieren und wenn Sie sich selber ein Bild machen möchten: Bis zum 12. Oktober können Sie also die interaktive Klang-Voliere in den Kittenberger Erlebnisgärten im niederösterreichischen Schiltern besuchen. In Kürze wird auch wieder live aus der Voliere gestreamt werden.