KMRU
© Coco Em
KMRU im Zeit-Ton Porträt

Ein Protrait des SHAPE Artist KMRU der beim musikprotokoll auftreten wird.

Diese Woche präsentiert das ORF musikprotokoll im steirischen herbst sein Festivalprogramm 2021 und auch dieses Mal haben wir wieder mehrere Musiker/innen eingeladen, die heuer bei Shape dabei sind. Shape, das ist die Plattform für spannende neue Musik und audiovisuelle Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 vom ORF musikprotokoll und fünfzehn weiteren europäischen Festivals gegründet wurde. Jedes Jahr nominieren wir gemeinsam 48 Künstler/innen bzw. Kunstformationen, auf die dann zwölf Monate lang unsere Scheinwerfer gerichtet sind.

 

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Kennenlernen beim Nyege Nyege Festival 2018

Zu unseren zahlreichen Aktivitäten zählt auch ein jährlicher Shape Showcase bei einem befreundeten Festival außerhalb der Europäischen Union. 2018 führte uns dieser zu unserem ICAS Partner im ugandischen Jinja, zum Nyege Nyege Festival. Dort haben wir KMRU kennengelernt, dessen so feingesponnene Musik uns gleich aufhorchen ließ. Mittlerweile gilt der ursprünglich aus Nairobi stammende Musiker als einer der spannendsten Vertreter der ostafrikanischen Elektronikszene. Vergangenen Juli erschien bei dem renommierten Label Editions Mego sein Album "Peel", seit vergangenem Herbst macht KMRU an der Universität der Künste in Berlin seinen Master im Studienlehrgang "Sound Studies and Sonic Arts".

Musik, so unberechenbar wie das Leben

Als musikalisches Ausgangsmaterial verwendet KMRU vorwiegend Field Recordings, neben Synthesizern und weiteren elektronischen Instrumenten, die er auch Mal so verschaltet, dass sie mit vermeintlich fehlerhaften Klängen überraschen. Nach seiner Kompositionsmethode gefragt, schildert der Künstler, wie gerne er improvisiert; sich von seiner Intuition und der Magie des Moments leiten lässt. Seine Musik solle so unberechenbar wie das Leben selbst sein.

"Es ist wie im Leben, so vieles passiert gleichzeitig und alles befindet sich in einem steten Wandel. Es gibt kein Raster, demzufolge etwa der Krankenwagen genau um 3 Uhr 45 vorbeifahren wird oder dergleichen", führt KMRU aus. "Das Leben ist vielmehr ein ständiges Zusammenspiel von Zufälligkeiten. Deswegen habe ich 2019 aufgehört mit einem Metronom, mit einer fixen Zeitstruktur zu arbeiten. Meine Musik soll sich ganz natürlich entwickeln. Ich versuche, beim Komponieren nicht zu viel über das Ergebnis nachzudenken, um mich von Ideen nicht blockieren zu lassen. Ich möchte so frei wie möglich sein. Ja, meine Musik soll so unberechenbar wie das Leben selbst sein, wie der Wind oder ein Baum.

Im Zwielicht

Im ersten Moment versprüht die Musik von KMRU eine oft heimelig anmutende, mitunter geradezu lieblich verträumte Atmosphäre, in die sich jedoch bald eine untergründig brodelnde Spannung einschleicht, bis man plötzlich meint mitten in einem Zwielicht zu stehen oder in einem Nebel, in dem sich alles in nichts aufzulösen scheint.

"In der Regel versuche ich einen Zustand herzustellen, in dem man nicht so genau weiß, was man fühlen soll und ob man diesen Sound gerade wirklich gehört hat", so der Künstler. "Bei "Peel" ist mir das am besten gelungen. Auch ich entdecke bei jedem Hören neue Details. Ja, man soll sich beim Hören meiner Musik in einem Zwischenraum wiederfinden."

Engagierter Netzwerker

Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit engagiert sich KMRU auch sehr für seine Kolleg/innen, stellt ihre Musik in Radiosendungen vor oder gibt sein Wissen im Rahmen von Workshops weiter. So hat er etwa in Nairobi eine Ableton User Group gegründet und war am Aufbau von Black Artist Database (ehemals "Black Bandcamp") beteiligt, - mehr darüber gibt es dann am kommenden Sonntag in Zeit-Ton extended zu hören.

(Shape wird durch das Programm "Kreatives Europa" der Europäischen Union gefördert.)

Gestaltung: Susanna Niedermayr

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