Nina Šenk und Christof Ressi
© Nina Šenk, Silvio Rether
Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionspreis 2021

Die Preisträger*innen des Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerbs 2021 stehen fest: Nina Šenk und Christof Ressi.

Auf Antrag von Kulturlandesrat Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung den einstimmigen Beschluss gefasst, den Johann-Joseph-Fux-Preis des Landes Steiermark 2021 im Rahmen eines Opernkompositionswettbewerbes an Christof Ressi und Nina Šenk zu vergeben. Der Johann-Joseph-Fux-Preis ist mit je 8.000 Euro dotiert. Der Preis wird durch Beschluss der Landesregierung auf Basis einer Jury-Empfehlung vergeben. Beide Preisträger*innen-Werke werden an der Kunstuniversität Graz mit Studierenden des PPCM Instrumental und Vokal Studiums in Kooperation mit dem ORF musikprotokoll zur Uraufführung gebracht. Christof Ressis "AVATARA" wird im Oktober 2022 uraufgeführt und Nina Šenks "canvas" im Oktober 2023.

Nina Šenk (SI) für „canvas“

Auszug aus den Jurybegründungen: Nina Šenk ist eine Komponistin, deren handwerkliche Fähigkeiten überaus ausgereift sind und deren bisheriges kompositorisches Schaffen die Jury überzeugt hat. Ihr Stil zeichnet sich durch eine immer wieder erneuerte Verfeinerung harmonischer Farben, eine subtile Erfindung von Klangfarbentexturen und ein einzigartiges Wissen um vokale und instrumentale Ornamentik aus, die sich zu einem musikalischen Drama zusammenfügen. Dem poetischen Libretto des geplanten Stückes „canvas“ – verfasst von Simona Semenič – wird inhaltlich viel Potenzial zugeschrieben. Das Thema, mit dem sich die beiden bühnenerfahrenen Künstlerinnen in diesem Werk auseinandersetzen wollen, dreht ein aus der Musikgeschichte vertrautes Motiv – das Don Giovanni Syndrom – gleichsam um: Ein Mann dient verschiedenen Frauen als Projektionsfläche (= Leinwand = canvas), erzählt wird freilich aus der Perspektive eben dieser Frauen. Ein Stück, das Gender‐Mainstreaming‐Themen in ein eigensinniges Spannungsfeld stellt, dem eine sensible Inszenierung gewiss markante Konturen verleihen dürfte und das ein interessantes Musiktheater erwarten lässt.

Christof Ressi (AT) für „Avatara“

Auszug aus den Jurybegründungen: Christof Ressi ist eine erfrischend vielseitige Künstlerpersönlichkeit, die kompositorische Theorie und musikalische Praxis so innovativ wie spielerisch verzahnt. Ein unorthodoxer Grenzgänger, der sich souverän zwischen unterschiedlichen Genres, Schulen und Tonsprachen bewegt. Die Arbeit am Material speist sich bei ihm aus einer genauen Kenntnis diverser Traditionen, Strömungen und Positionen. Ressi beherrscht sein Handwerk auf höchstem Niveau, seine Partituren verraten eine akribische Verfügung über diverse Notationstechniken und er vertritt einen inspirierenden ästhetischen Eklektizismus, zugleich erforscht er das Potenzial improvisatorischer Freiräume. Ressi kommt ursprünglich vom Jazz, er ist popkulturell ebenso auf der Höhe unserer Zeit wie in diversen Bereichen Neuer Musik. Als Software‐Entwickler für künstlerische Audio‐ und Multimedia‐Projekte eruiert er kontinuierlich die Möglichkeiten elektronischer Sounds. Dazu gehört nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit Kompositionsverfahren, die durch Algorithmen gesteuert sind, sowie die klangliche Erkundung virtueller Dimensionen. Im Zentrum seiner Kammeroper „Avatara“ stehen zwei unbestimmte Figuren, die, gleichsam lost in space, auf der Suche nach einer fluiden Identität zwischen analoger Realität und digitaler Virtualität, zwischen authentischem und simulierten Leben sind.

Landesrat Drexler: „Wichtige Anerkennung des breiten und vielseitigen Kunstschaffens und Impuls für weitere Meisterleistungen“

„Die Vergabe der Kunst- und Kulturpreise des Landes Steiermark ist eine wichtige Anerkennung des breiten und vielseitigen Kunstschaffens in unserem Bundesland und soll Impuls für viele weitere Meisterleistungen sein. Ich gratuliere Christof Ressi und Nina Šenk sehr herzlich zum Johann-Joseph-Fux-Preis des Landes Steiermark! Mit Christof Ressi können wir einen in Graz lebenden Komponisten auszeichnen, der es nachgerade spielerisch beherrscht unterschiedliche Musik Genres zu ‚zerlegen‘ und uns damit mit jedem neuen, innovativen Werk herausfordert und begeistert. Nina Šenk beeindruckt besonders durch ihr Schaffen, das ein vielgestaltiges musikalisches Spektrum widerspiegelt, Tradition und zeitgenössische Kompositionsweise verbindet und durch handwerkliche Fähigkeiten überzeugt. Im Lichte des Johann-Joseph-Fux-Preises können wir die von den Studierenden der Kunstuniversität Graz zur Uraufführung gebrachten Opern bereits mit großer Freude erwarten.“

Vergabe des Johann-Joseph-Fux-Preises des Land Steiermark im Rahmen eines Opernkompositionswettbewerbes

Das Land Steiermark vergibt in Anerkennung der Universitätswerdung (1998) der ehemaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz im Dreijahresrhythmus diesen Landeskulturpreis, der nach dem berühmten steirischen Barockmusiker Johann Joseph Fux benannt ist. Der Opernkompositionswettbewerb wurde von der Steiermärkischen Landesregierung institutionalisiert und in diesem Jahr zum achten Mal durchgeführt. Die Bedeutung dieses Wettbewerbs liegt darin, dass einerseits junge europäische Komponistinnen und Komponisten die Möglichkeit erhalten, der zeitintensiven Tätigkeit einer Opernkomposition nachzugehen und andererseits den Studierenden der Kunstuniversität Graz (KUG) die Chance geboten wird, im Rahmen ihrer Ausbildung eine anspruchsvolle, prämierte Oper zur Uraufführung zu bringen. Dabei werden internationale Komponistinnen und Komponisten eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen und erste Skizzen einer Komposition einzureichen. Aus den Einreichungen wurden sechs Finalistinnen und Finalisten ausgewählt, die in der zweiten Stufe des Wettbewerbes ein Konzept für eine vollständige Opernkomposition erarbeiten mussten. Aus diesen sechs weiterentwickelten Arbeiten wählte die KUG-Expert*innenjury zwei Werke aus und schlägt sie der Steiermärkischen Landesregierung vor.

Die Jury

Georg Schulz (KUG-Rektor), Frank Bedrossian, Holger Falk, Clemens Gadenstätter, Wolfgang Hattinger, Dimitrios Polisoidis, Olivier Tambosi, Albrecht Thiemann, Elke Tschaikner.

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