2010 hat sich das ORF musikprotokoll im steirischen herbst gemeinsam mit acht weiteren Festivals des Festivalnetzwerkes ECAS/ICAS, der European und International Cities of Advanced Sound, ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Im Rahmen eines fünfjährigen, von der EU geförderten Projektes sind wir angetreten, "Tools for an Unknown Future" zu (er)finden, Werkzeuge, die uns und allen gleichgesinnten Kulturveranstalter/innen dabei helfen sollen, auch weiterhin einen Nährboden für neue und experimentelle Musik und artverwandte Kunstformen bieten zu können - trotz Subventionskürzungen allerorts und trotz einer vorherrschenden Ideologie, die die ökonomische Verwertbarkeit von Kunst und Kultur ins Zentrum stellt. Zusammenarbeit statt Wettbewerb lautet unser Leitmotto. Wir verstehen Festivals nicht lediglich als Bühne für aktuelle Musiken, sondern als Laboratorien und Diskursplattformen.
Auf der Suche nach den Werkzeugen
"ICAS Radio", die Subsendereihe von "Zeit-Ton extended", ist der runde Tisch von ICAS, um den herum sich mehrmals jährlich die Festivalbetreiber/innen und Gäste einfinden, um den Status quo der zeitgenössischen Musik und ihrer Kultur zu diskutieren. Die Liste der Städte, die wir bereits besucht haben, um gemeinsam mit unseren ICAS-Kolleg/innen Radio zu machen, wird immer länger. Nachdem wir beim CTM Festival in Berlin, beim Insomnia Festival in Tromsö, beim Soco Festival in Montevideo, beim Mutek Festival in Montreal, bei unserem eigenen Festival musikprotokoll in Graz, beim Cynetart Festival in Dresden, bei der Ausstellung "Drones/Birds - Princess of Ubiquity" von Cimatics in Brüssel, beim NextSound Festival in Kiew und dann noch einmal beim Insomnia Festival in Tromsö zu Gast waren, statten wir im April dem FutureEverything Festival in Manchester und eine Woche später dem Communikey Festival in Boulder, Colorado, einen Besuch ab.
Die Suche nach besagten Werkzeugen wird bei beiden Festivals Programm sein. Wie bei jedem Forschungsprojekt gilt es, zuerst einmal die Begriffe zu klären. Was ist unter "Werkzeug" überhaupt zu verstehen? Unsere Kolleg/innen von FutureEverything interessieren sich insbesondere für die digitalen Werkzeuge und schlagen eine explizit weit gefasste Definition vor, die neben den diversen digitalen Gerätschaften auch Protokolle, Sprachen, Systeme, Strategien und Infrastrukturen mit einschließt. Mit Vertreter/innen aus den Bereichen Design, Kunst und Urbanismus werden wir gesellschaftliche Szenarien in die Zukunft denken und schließlich mit vielen neuen Ideen weiter nach Boulder reisen.
Zukunftspläne schmieden
Eine Woche später wird dort beim Communikey Festival dann die große Runde zusammenkommen. Mehr als 30 Mitgliedsorganisationen umfasst unser Festivalnetzwerk derzeit. Wir haben sie alle zum letzten ECAS-Partner-Meeting geladen, um mit ihnen Zukunftspläne zu schmieden. Das Communikey Festival bietet hierfür den idealen Hintergrund, legen deren Veranstalter/innen doch großen Wert auf Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit. "Und in unserem Bestreben, hier ein Exempel zu statuieren", schreiben sie auf ihrer Website, "haben wir das Gefühl, dass wir zuerst einmal verstehen müssen, welchen Platz wir in dem dynamischen System einnehmen, das unser Leben und unsere Kultur so vielschichtig macht."
Sendungshinweis:
Zeit-Ton extended 4.4.2014, 23:03 in Radio Österreich 1
Gestaltung: Susanna Niedermayr und Oliver Baurhenn gemeinsam mit Futureeverything