Zwei Projekte wurden aus einer offenen Ausschreibung für das CTM 2020 Radio Lab ausgewählt. Die Organisatoren danken allen, die Vorschläge eingereicht haben und die die Themen und Herausforderungen der Ausschreibung aus einer breiten und interessanten Perspektive beleuchteten. Insgesamt waren 135 Beiträge aus 38 Ländern eingereicht.
Der CTM Radio Lab ist eine Initiative von Deutschlandfunk Kultur – Redaktion Klangkunst und CTM Festival gemeinsam mit dem Goethe-Institut, dem ORF musikprotokoll im steirischen herbst und dem Ö1 Kunstradio und mit Unterstützung durch das britische Musikmagazin The Wire. Der Aufruf richtet sich an Künstler*innen aus aller Welt in den Bereichen experimentelle Musik, Klangkunst, Radiokunst, neues Hörspiel und Performance. Die Arbeiten sollen einen produktiven Dialog zwischen Radiokunst und Livekonzert bzw. Installationskunst anregen und in ihrer Radiofassung eine Länge von 40-55 Minuten ermöglichen. Die eingereichten Projektvorschläge müssen sich zudem mit dem Thema Liminal befassen.
Die Auftragswerke werden als Aufführung oder Installation am CTM 2020 in Berlin präsentiert (24. Januar – 2. Februar 2020) sowie in der Sendung Klangkunst von Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt (Frühjahr 2020) . Die von einer internationalen Jury ausgewählten Projekte werden zudem vom Österreichischen Rundfunk präsentiert, je nach inhaltlicher Ausrichtung in Ö1 Kunstradio, in Ö1 Zeit-Ton und/oder beim Festival ORF musikprotokoll im steirischen herbst.
Die Jury bestand aus:
- Beste Aydin (freie Künstlerin aka Nene H)
- Emily Bick (The Wire)
- Elisabeth Zimmerman (Produzentin, ORF Kunstradio)
- Marcus Gammel (Kurator, Deutschlandfunk Kultur Radio Art / Klangkunst)
- Jan Rohlf (Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer, CTM Festival)
Radio Lab: “Altered State Solution” von Dani Gal & Ghazi Barakat
„Eine freie Stimme der freien Welt“ wollte er sein: Der Rundfunk im Amerikanischen Sektor. Im russischen Sektor war diese Stimme wenig willkommen und wurde deshalb von Störsendern überlagert. So erging es vielen Radioprogrammen entlang des Eisernen Vorhangs. Dabei entfalteten die Störsender ihre eigene Klangästhetik und Botschaft. Das israelisch-palästinensische Künstlerduo Dani Gal und Ghazi Barakat macht den Lärm im Äther zum Ausgangspunkt eines Hörstücks über Information und deren Scheitern.
Dani Gal, geboren 1975 in Jerusalem, lebt und arbeitet als Künstler in Berlin. Er studierte an der Bezalel Akademie für Kunst und Design in Jerusalem, der Städelschule in Frankfurt und der Cooper Union in New York. Seine Filme und Installationen wurden weltweit gezeigt, u.a. bei der 54. Kunstbiennale in Venedig, der Istanbul Biennale, beim Forum Expanded der Berlinale und im Centre Pompidou. Für die documenta 14 und Deutschlandfunk Kultur produzierte er gemeinsam mit Achmi Lengerer die Sendung „different time different place different pitch“ im künstlerischen Radioprogramm SAVVY Funk.
Ghazi Barakat, geboren 1965 in Frankfurt am Main ist ein deutsch-palästinensischer Klangkünstler, Komponist und Interpret. 1988 – 2007 wirkte er als Sänger und Produzent in verschiedenen Berliner Rock- und Popformationen (u.a. Boy from Brazil und Stereo Total). Seit 2011 veröffentlicht er experimentelle Musik unter dem Namen Pharoah Chromium.
Radio Lab: “Nothingness; Life, Nothingness” by NUM
Was bedeutet es, Gegenwart zu leben? Das Duo NUM sucht einen akustischen Ausdruck für den flüchtigen Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Klangkünstler orientieren sich dabei an ihren persönlichen Erfahrungen: Aus dem Iran nach Georgien emigriert, versuchen sie in Tiflis, sich ein neues Leben und eine neue künstlerische Laufbahn aufzubauen. Ihre Lebenswelt und ihre Gedanken verarbeiten sie anhand einer grafischen Partitur zu einer Klangkomposition.
Maryam Sirvan, geboren 1986, studierte Jura an der Guilan Universität in Rascht. Sie arbeitet als Komponistin, Klangkünstlerin, Gitarristin und Flötistin. Milad Bagheri, geboren 1984, studierte Elektrotechnik an der Guilan Universität in Rascht. Seit 2017 studiert er Musiktechnologie am Konservatorium von Tiflis. Er arbeitet als Produzent, Komponist, Klangkünstler und Toningenieur.
Seit 2010 bilden Sirvan und Bagheri das Duo NUM. In ihrer elektronischen Arbeit verbinden sie Naturgeräusche, Instrumental- und Vokalklänge zu atmosphärischen Klangkompositionen.