Die Gewinner*innen des CTM 2019 Radio Lab heißen Aurélie Nyirabikali Lierman und Israel Martínez. Zum mittlerweile 6. Mal vergeben Deutschlandfunk Kultur – Redaktion Hörspiel / Klangkunst und CTM Festival gemeinsam mit Goethe-Institut, ORF musikprotokoll im steirischen herbst, Ö1 Kunstradio und mit Unterstützung durch das britische Musikmagazin The Wire Auftragsarbeiten, die künstlerische Möglichkeiten des Mediums Radio mit einer Live-Performance verknüpfen und sich mit dem Festivalthema auseinandersetzen.
Aurélie Nyirabikali Lierman untersucht mit ihrer Arbeit „Sogokuru“ überlieferte und gegenwärtige Formen des Animismus in Ruanda. Dabei setzt sie sich mit Strategien auseinander, die dieser Weltanschauung trotz brutaler Unterdrückung während des Kolonialregimes und zahlreicher gesellschaftlicher Umbrüche das Überleben ermöglichten. Lierman, die in Ruanda geboren wurde, aber in Belgien aufwuchs, findet den Hauptgegenstand ihres Projekts im Leben ihres hundertachtjährigen Großvaters, einem der letzten traditionellen Jäger und Heiler des Landes. In vorkolonialer Zeit geborenen, musste er nicht nur die belgischen und deutschen Kolonialregime erdulden, er erlebte den Unabhängigkeitskampf der 1950er Jahre, überlebte den Genozid und die Kriegsgreuel der 1990er Jahre und bietet bis heute dem nicht immer einfachen Alltag und der Politik des gegenwärtigen Ruanda die Stirn. Das Stück, so Jurymitglied und The Wire Autor Phil England, „wird den Festivalbesuchern und Radiohörern einzigartige Einblicke in kontrastierende kulturelle Perspektiven geben, die Zugänge zu einem beeindruckenden Beispiel der Beharrlichkeit, als auch Einsichten in eine koloniale Vergangenheit ermöglichen, der wir uns dringend stellen müssen.“
„Beharrlichkeit ist in Mexiko, wie auch in anderen Teilen der Welt, keine Frage der Wahl oder der Möglichkeit“, schreibt der mexikanische Klangkünstler Israel Martínez, „es ist eine Bedingung, um zu überleben, um sich eine andere Zukunft vorstellen zu können ... ein substantieller Beitrag zu kritischem Denken und Widerstand überall auf der Welt.“ In seinem „Love and Rage“ betitelten Stück möchte Martínez der Beharrlichkeit des Widerstands anhand des politischen Aktivismus in Mexiko nachspüren, in dem sich zugleich die vielen Formen des Widerstands überall auf der Welt spiegeln.
Die beiden neuproduzierten Arbeiten werden während des CTM Festivals 2019 in der DAAD Galerie (Martínez) und im HAU Hebbel am Ufer (Lierman) uraufgeführt. Im Frühjahr 2019 folgt die Sendung der Radioversionen auf Deutschlandfunk Kultur. Darüber hinaus werden die Projekte durch den Österreichischen Rundfunk entweder auf ORF Zeit-Ton, in einer Ö1 Kunstradio-Sendung oder während des ORF musikprotokolls im steirischen herbst Festival im Herbst 2019 in Graz präsentiert. Das CTM 2019 Radio Lab ist eine Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur Hörspiel / Klangkunst, dem Goethe-Institut und dem ORF. Unterstützt von The Wire.
CTM 2019 Radio Lab Jury:
Cedrik Fermont (independent artist and researcher)
Elisabeth Zimmerman (Producer, ORF Kunstradio)
Jan Rohlf (Artistic & Managing Director, CTM Festival)
Marcus Gammel (Curator, Deutschlandfunk Kultur Radio Art / Klangkunst)
Philip England (The Wire)