Die Molekularorgel von Constantin Luser weckt in einem Musiker aufs Angenehmste eine spielerische Lust, sofort Hand anzulegen und jedes der 35 ineinander verwobenen Blechblasinstrumente zum Klingen zu bringen. Das Ding, das sich sowohl als Skulptur als auch als Instrument versteht, hat eine bedeutende Eigenschaft – eine Einschränkung, die sie zu ihrer größten Stärke wendet: Sie ist vollkommen immobil. Sowohl im Ganzen ist sie fest auf das Dach der Technischen Universität Graz montiert, als auch im Detail fest verschraubt, ist doch jedes Blechblasinstrument an einer bestimmten Stelle der Molekularorgel platziert. Das führt dazu, dass sowohl KomponistInnen, wie auch Ausführende intensiv über eine funktionierende Logistik, über gut abgestimmte Bewegungsabläufe und letztendlich eine Choreographie und Dramaturgie der gespielten Werke nachdenken müssen. Auch das richtige Schuhwerk („Bitte nicht quietschen!“) ist da von Bedeutung. Die Molekularorgel wird damit nicht nur bespielt, sondern auch umrundet, betreten, erklettert und damit – vollkommen in sich ruhend – zum Zentrum des Geschehens.
Doch damit nicht genug, das Ding ist auch noch in anderer Hinsicht kompromisslos: Alle Tuben und 24 der 28 Trompeten und Posau nen sind nichtchromatische Instrumente mit den dazugehörigen Naturtonreihen als Haupttonmaterial. Zwar sind diese im Viertelton abstand gestimmt, trotzdem ist auch in dieser Hinsicht viel Forscher geist gefragt. Wer hier nicht nur Alpenländisches im Vierteltonab stand zum Besten geben will, muss alle Register der experimentellen Spieltechniken ziehen um die Moleküle auf die richtige Umlaufbahn zu schicken.
Die Verdichtung einer ganzen Blaskappelle auf den verhältnismäßig kleinen Umfang der Orgel war zur Einweihung der Skulptur 2010 sicher zwingend – auch das provoziert die Anlage des Instruments deutlich. Doch hier widersetzen wir uns der Vorgabe – der Eigensinn sei uns verziehen. 2016 wird die Molekularorgel auf ihre kammer musikalischen Eigenschaften abgeklopft. Sieben BlechbläserInnen – drei Trompeten, drei Posaunen und eine Tuba – werden acht für das Instrument entwickelte Stücke spielen. Beim spielenden
Ensemble weckt dies größte Hoffnungen, denn nicht weniger als die Entdeckung des „noch vollkommen unbekannten, siebeneckigen Soundmoleküls“ steht laut Constantin Luser mit der Verwendung seiner Molekularorgel an.
(Auszug aus dem musikprotokoll 2016 Programmbuch, "Die Molekularorgel aus der Sicht des Musikers" von Daniel Riegler)
Das Konzert zu dem Projekt "auf molekularer ebene" findet am 6.10.2016 am Dach des TU Graz / Neue Chemie Gebäudes statt.
Mit Kompositionen von Klaus Dorfegger (AT) Florian Geßler (AT) Robert Gutmann (AT) Elisabeth Harnik (AT) Hannes Kerschbaumer (AT) Clemens Nachtmann (DE/AT) Dimitri Papageorgiou (GR) und Ernst Christian Rinner (AT).
Studio Dan Brass
Dominik Fuss Trompete
Damaris Richerts Trompete
Thomas Liesinger Trompete
Daniel Riegler Posaune, Leitung
Matthias Muche Posaune
Kevin Austin Posaune
Stefan Hermüller Tuba
Produktion
Verein die andere saite