Hörbeispiele
Auszüge aus Festivalmitschnitten 1968-2022.-
Audio fileGyörgy Ligeti: LUX AETERNA © ORF musikprotokoll
Das erste Werk am ersten Abend der ersten musikprotokoll-Ausgabe. Es sollte noch weitere Male (1975, 1984, 1985) auf dem Programm stehen. Ein zentrales Werk des 20. Jahrhunderts, das auch Stanley Kubrick in seinem Film "2001: A Space Odyssey" verwendet hat – ohne den Komponisten zu kontaktieren. György Ligeti saß 1968 in der "Kontinentalen Festpremiere" im Wiener Gartenbaukino und war überrascht, in diesem Film seine Musik zu hören. Eine (geringe) finanzielle Abfindung musste er sich erst erkämpfen.
-
Audio fileFriedrich Cerha: Spiegel © ORF musikprotokoll
"Was ist das? Du komponierst ja mein Stück", soll György Ligeti bei einem Besuch im Hause Cerha gesagt haben, als er Friedrich Cerhas Autograph zu diesen Werken gesehen hat. Eine Abkehr vom strengen Serialismus, hin zu etwas, das notdürftig mit "Klangkomposition" umrissen worden ist. Einzelne Teile des Werkes waren schon 1969 und 1971 beim musikprotokoll zu hören, 1972 spielt das ORF Radios-Symphonieorchester Wien schließlich die Uraufführung der Gesamten Zyklus unter der Leitung des Komponisten.
-
Audio fileIvan Wyschnegradsky: Arc-En-Ciel, Op. 37 (c) ORF musikprotokoll
Selten war das ORF musikprotokoll ausschließlich einem stilistischen oder klanglichen Phänomen gewidmet. Die Ausnahme bildet die Festivalausgabe 1988, sie brachte Beispiele für das Komponieren mit Mikrointervallen – und sie sollte eine äußert einflussreiche werden. Intendant Karl Ernst Hoffmann holt dafür Georg Friedrich Haas als Kurator zum musikprotokoll. Eine Festivalausgabe, die damals kritisch beäugt wurde und heute als visionär erkannt wird. Haas wirkt selbst bei mehreren Aufführungen mit, unter anderem leitet er die Aufführung von "Arc-en-Ciel" für sechs Klaviere im Zwölfteltonabstand von Ivan Wyschnegradsky, dem Pionier mikrotonalen Komponierens.
-
Audio fileOlga Neuwirth: Sans Soleil © ORF musikprotokoll
Ab 1993 legt Olga Neuwirth Grundsteine für ihre Weltkarriere auch beim musikprotokoll. Bis heute ist ihre Musik in unterschiedlichsten Konstellationen beim Festival präsent. Ihr Stück "Sans Soleil", ein Kompositionsauftrag des ORF, ist ein "Zerrspiegel für 2 Ondes Martenot, Orchester und Live-Elektronik". Eine Ondes Martenot, ein 1928 erstmals vorgestelltes frühes elektronisches Musikinstrument, das man auch in Jacques Brels "Ne me quitte pas" hört, spielt bei dieser Uraufführung der Komponist Tristan Murail.
-
Audio fileDafeldecker-Fennesz-O´Rourke-Kurzmann © ORF musikprotokoll
Neue Klangbilder in einer neuen, elektroakustischen Welt. 1998 treffen Instrumentalisten auf Elektronik-Musiker und ihre Laptops. Werner Dafeldecker (Elektronik, Baß), Christian Fennesz (Computer), Jim O'Rourke (Computer) und Christof Kurzmann (Computer, Klarinette) bringen ihre geschichteten Klänge aus der Club-Welt nach Graz. Ein Jahr nach der Veröffentlichung von Fennesz' Debüt-Platte "Hotel Paral.lel" und ein Jahr, bevor Jim O'Rourke Mitglied von Sonic Youth werden sollte.
-
Audio filereMI: automata inak © ORF musikprotokoll
Eine Audiovisuelle Performance, die mit dem Computer als Klang- und Bildquelle arbeitet und Fehler und Überlastungen der Systeme kreativ nutzt. Hinter reMI verbergen sich Renate Oblak (Live-Computeranimation) und Michael Pinter (Live-Elektronik und Sampler). Die Maschinen werden an ihre Grenzen gebracht.
-
Audio fileKlaus Lang: fichten © ORF musikprotokoll
Eine besondere Hörsituation: Das Publikum liegt auf Matten, betrachtet die senkrecht in Richtung Decke gespannten Stahlseile (Raumgestaltung: Claudia Doderer) und die dazugehörige Lichtinszenierung von Andreas Fuchs. Das Orchester Recreation aus Graz spielt dazu Klaus Langs "fichten", ein Werk, so der Komponist, das "quasi einen unendlichen Raum, in dem man sich als Hörer einfach verlieren kann", erschaffen soll. Ein Klang-Raum und Raum-Klang, "in dem die Gesetze von Finalität, Kausalität, dramaturgischer Logik aufgehoben sind, wo man für einige Zeit in einem großen Schweben verharrt".
-
Audio fileElisabeth Schimana: Virus 3 © ORF musikprotokoll
Mit "Virus #3" sorgt Elisabeth Schimana für die radikale Umdeutung dessen, was den Klangkörper Orchester traditionell ausmacht. Die Aufführung ist die Orchesterversion aus ihrer "Virus" betitelten Reihe von Kompositionen. Alle MusikerInnen spielen in diesem komplexen Geflecht solistisch. Es gibt keine Partitur im herkömmlichen Sinne. Neben jedem und jeder Ausführenden steht ein Lautsprecher. Was sie dort hören, sollen sie auf ihrem Instrument nachahmen. So ergibt sich ein feines Gespinst aus instrumentalen und elektronischen Klängen.
-
Audio fileMaxim Shalygin: Songs, prayers and madrigals © ORF musikprotokoll
"Nebenan – Europas Nachbarschaft" lautet das Motto der Festivalausgabe 2019. Kompositionen aus Ländern wie Libanon, Belarus und Armenien werden vorgestellt. Genährt wird das Programm durch die Erfahrungen, die die musikprotokoll-KuratorInnen in ihrer Radioarbeit für den Ö1-Schwerpunkt "Nebenan - Erkundungen in Europas Nachbarschaft" sammeln konnten. Das umfasst auch die Uraufführung des zentralen Werkes des legendären georgischen Komponisten Mikheil Shugliashvili. Das junge ukrainische Danapris String Quartet spielt bei seinem Österreich-Debüt im Rahmen dieser musikprotokoll-Ausgabe Kompositionen aus der Ukraine. Ein umjubeltes Konzert, das sofort zu einer Wieder-Einladung für das Jahr 2021 führt. Die damalige Bratschistin des Ensembles, Kateryna Suprun, war 2022 mit zwei Soloauftritten zu Gast.
-
Audio fileMargareta Ferek-Petrić: The orgy of oxymorons © ORF musikprotokoll
Ein origineller Schluss für ein Klavierkonzert. Margareta Ferek-Petrić schreibt für Maria Radutu und das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung der in Teheran geborenen Dirigentin Yalda Zamani "The Orgy of Oxymorons". Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei einander widersprechenden Begriffen gebildet wird. Ferek-Petrić legt das auf die Welt der zeitgenössischen Musik um, lässt wohlbekanntes auf Neues treffen: "Die erweiterten, experimentellen Klänge der zeitgenössischen Musik werden von den gewöhnlichen Klangvorstellungen entfremdet und können zusammen mit den Ohrwürmern eine groteske Wirkung erzeugen."