Das Heilige Nichts oder Inseln der Unendlichkeit
Das Heilige Nichts oder Inseln der Unendlichkeit

Zum dramaturgischen Konzept des Projekts

Der Abend ist in drei musikalischen „Inseln“ angeordnet, deren thematische Schwerpunkte das Schaffen verschiedener Epochen von Hermann Markus Preßl in den Mittelpunkt stellen und seinen Einfluss auf die Musikszene in Graz beleuchten.

Das Programm der ersten Insel verdeutlicht die nachhaltige Wirkung von Preßl als Lehrer und Mentor bis heute. Im Programmablauf umklammern seine 23 Orgelspiele und So ist das Leben, ein Kontinuum

Keine Familienaufstellung! Vielleicht eine Gegenüberstellung?

Jedenfalls ein Ineinanderfließen der Musik, da die Stücke quasi attacca gespielt werden.

Die zweite Insel ist eine Elegie: Lieder von Preßls wichtigen, früh verstorbenen Schülern Peter Lackner und Joachim Jung begleiten in diesem Teil zwei Stücke, die kurz vor seinem Tod 1994 entstanden sind: Zisterne und Sonnenuntergänge nach meinem Tode

Abschließend widmet sich die dritte Insel speziell einem Werk von Preßl, das zentrale Dimensionen in seiner Musik widerspiegelt: ARSIS für Singstimmen und Instrumente. Es zählt zu seinem gleichnamigen Werkzyklus, kann aber von der Kompositionstechnik her auch seinem ASTRALDA

Die sakrale Stimmung des Stückes wird gleichzeitig von einer rituellen Theatralik begleitet, deren performative Elemente an „Aktionismus“ grenzen. Die Dauer der Aufführung soll nur ein „Auszug“ aus der Ewigkeit sein. In den Erklärungen zur Partitur werden die Sängerinnen als „heidnische Göttinnen“, die Musiker als „Priester“, der Sänger als „Schamane oder Bettler“, der Saal als „Tempel“, die Positionen der Gruppen als „Altare“ und das Publikum als „Knechte und Kröten“ bezeichnet. Wie bei vielen seiner Werke setzt der versteckte Humor von Hermann Markus Preßl dezent enigmatische Fragezeichen rund um die Intention seiner Musik.

Wenn der Saal der „sakrale Ort“ (der Tempel) ist, dann soll das Foyer der „weltliche Ort“ sein, wo sich das Publikum versammelt. Entsprechend ist die Zeit zwischen den musikalischen Inseln nicht als einfache Pause zu betrachten, sondern als ein anderer, programmatisch ebenso wichtiger Zustand. Der Beginn der ersten musikalischen „Insel“ wird im Foyer von einer Lärmmaschine angekündigt – einem Klangobjekt von Preßl. Der Übergang zu den zwei weiteren „Inseln“ wird von den 4 Weinliedern nach Texten von Omar Chayyām* markiert. Dabei wird das Publikum vom Foyer in den Saal durch eine Installation mit Objekten von Preßl geführt, die sein Sohn Wendelin Pressl gestaltet und die zwei Orte miteinander verbindet.

Zu diesem Projekt erscheint ein eigenes Abendprogrammbuch mit Werkbeschreibungen und Zusatzinfos.

*Omar Chayyām (11. Jahrhundert) persischer Mathematiker, Astronom, Philosoph, Mystiker und Dichter. Weltweit berühmt durch seine Vierzeiler Rubāīyāt. In der Oberfläche seiner Poesie stehen existenzielle Fragen des Lebens, darunter verbirgt sich aber eine multidimensionale mystische Botschaft. So steht der Wein als Symbol für den Genuss des Augenblicks, aber auch für die Rebellion gegen die strengen gesellschaftlichen bzw. religiösen Normen. Für Gelehrte aber ist der Wein eine Metapher für göttliche Erkenntnis und spirituelle Ekstase. 
 

Dimitrios Polisoidis
Termine
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Location
Kulturzentrum bei den Minoriten
Performance
Biografien
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2024 | „Das Heilige Nichts“