Komposition ist eine Tätigkeit: dabei mache ich etwas - oft zusammen mit anderen. Selbst wenn ich am Schreibtisch mit dem Laptop arbeite, ist der ganze Körper aktiv. In meiner Arbeit fließen das Komponieren, die performative Praxis und künstlerische Forschung ineinander. Ich möchte Musik mit dem Raum komponieren, oder Raum mit der Musik, und dabei bringe ich Menschen und Materialien miteinander in Beziehung. Als Posthumanistin denke ich nicht hierarchisch, Lebendes und Nicht-Lebendes sind gleichwertig und interagieren. „Mit“: Das Wort Komposition beginnt mit der lateinischen Vorsilbe „com“- mit. Welche Arten von Beziehungen können durch die Präposition „mit“ in diesem Zusammenhang beschrieben werden? Klänge, Menschen, Räume, Materialien, Erinnerungen - all das wirkt auf einander, mit einander. Ich entdecke hier eine systemische Struktur - ein Ökosystem der Musik, der Komposition. Mit Blick auf den Ökofeminismus kann ich meine Erkenntnisse weiter verfeinern und schärfen, mit Wissen aus der Ökosystem-Ökologie lassen sich komplexe Zusammenhänge in meiner Arbeit erhellen. Angesichts des Zustandes der Erde verstärkt sich die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Musik und Komposition. Diesen Diskurs möchte ich führen. Es scheint weiters, dass im Anthropozän das globale Bild ohne unsere individuellen Geschichten nicht vollständig ist. Hier kommen Vielfalt und Inklusion ins Spiel, und so wird das „mit“ zu einer persönlichen Dringlichkeit.