Constellation I
Kateryna Suprun
Constellation - Ukrainian Music for Viola Solo I

Gerade während diese Zeilen für das musikprotokoll 2022 geschrieben werden, ist ein ganz besonderes Orchester auf Europa- und USA - Tournee, das neu gegründete Ukrainian Freedom Orchestra. Die Dirigentin Keri-Lynn Wilson, eine Kanadierin mit familiären Verbindungen in die Ukraine und auch Ehefrau des nicht minder mächtigen Chefs der Metropolitan Opera in New York, Peter Gelb, sagt, sie wollte ebenso kämpfen wie ihre Cousins in der Ukraine, nur eben mit ihren Mitteln. Also initiierte sie die Gründung des Ukrainian Freedom Orchestra und organisierte eine publicityträchtige Tournee. Am 28. Juli 2022 begann diese Tournee in Warschau und in den darauffolgenden August-Wochen folgten viele Konzerte an prominenten Orten, von dem BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall über das Concertgebouw Amsterdam und die Hamburger Elbphilharmonie bis nach Washington und schlussendlich im New Yorker Lincoln Center. Der Plan war, die besten ukrainischen Musiker:innen in einem Orchester zusammenzuführen. Die Bratschistin Kateryna Suprun ist mit dabei und heuer tritt sie als Solistin beim musikprotokoll in Graz auf.  

Im März 2022 ist die Platte Constellation erschienen und beim musikprotokoll stellt Suprun die auf diesem Album versammelten Werke zeitgenössischer ukrainischer Musik vor. Der Komponist Zoltan Almashi ist mit mehreren Stücken vertreten, unter anderem mit einer einsamen Sarabande, die aus tiefen barocken Wurzeln wärmendes Licht aufsaugt und großzügig verstrahlt. Vielleicht spielte die Tatsache, dass Almashi zugleich auch professioneller Cellist ist, eine Rolle bei der Entstehung dieser Sarabande, immerhin ist für einen komponierenden Cellisten das Vorbild der Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach mit Sicherheit immer präsent. In einem Interview wenige Tage nach Kriegsausbruch hat er übrigens erzählt, er sei gleich in den ersten Tagen des Krieges von Kiew nach Lviv gefahren, musste aber sein Cello zurücklassen, dafür sei im überfüllten Zug einfach kein Platz gewesen. Vielleicht, habe Zoltan Almashi dann zu seinen Freunden mit einer Portion Galgenhumor gesagt, werde jetzt aus einem komponierenden Cellisten endlich ein Komponist, der auch Cello spielen kann.  

Vor wenigen Jahren hat der ukrainische Komponist Bogdan Kryvopust der Bratschistin Kateryna Suprun ein Bratschen-Solo auf den Leib geschrieben und in gewisser Weise war diese Komposition auch der Anlass für die dann in Kriegszeiten veröffentlichten Solo-Aufnahmen, die zur Einladung von Kateryna Suprun zum musikprotokoll führte. Kryvopust, der mittlerweile in Polen lebt, schrieb für die Suprun ein virtuoses Stück, das so heißt, wie ein Stück für eine Solistin heißen sollte: Podium.  

Ebenfalls auf diesem Programm steht ein Stück des berühmtesten, ukrainischen Komponisten, des Altmeisters Valentin Silvestrov. Auch hier spielt Kateryna ganz alleine. Und es ist auch einsame Musik. Musik der Tränen. Lacrimosa. So einstimmig wie polyphon, so alleine im Fühlen wie an Viele denkend, so melancholisch wie hoffnungsvoll, so traurig wie schön.

Christian Scheib
Interpret/innen

Viola: Kateryna Suprun

Termine
-
Location
Helmut List Halle
Konzert
Österreichische Erstaufführung
Biografien
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2022 | Constellation