Echo (2017) ©  courtesy of Nona Inescu and SpazioA gallery
Echo
Echo - Über die Verbindung des Menschen zur Natur.

Lucia Udvardyova: Man könnte etwas verkürzt sagen, dass Ihr künstlerischer Ansatz aus einer posthumanen Perspektive erfolgt und Sie in Ihren Arbeiten die Beziehung zwischen menschlichem Körper und natürlicher Umwelt (hauptsächlich unbelebte Natur: Steine, Gegenstände usw.) ausloten. Könnten Sie das näher erläutern? 

Nona Inescu: Ich versuche, eine Verbindung zwischen menschlichen Körpern, Formen oder Prozessen und anderen natürlichen Materialien aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich herzustellen oder die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Mit anderen Worten, der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Wechselbeziehung zwischen Mensch und (belebter und unbelebter) Natur. Ich versuche, Fundstücke aus der Natur, wie zum Beispiel Steine und Korallen, mit synthetischen oder verarbeiteten Materialien zu kombinieren, die natürliche Eigenschaften imitieren. Ich seziere diese Objekte, löse sie aus ihrem ursprünglichen Kontext und arrangiere sie im Ausstellungsraum sorgfältig zu sinnlichen, poetischen Kompositionen, die nicht bloß ein Nebeneinander von Materialien sind, sondern formale Ähnlichkeiten in den Blick nehmen. Steine werden zum Leben erweckt; Subjekt und Objekt gehen ineinander über und sind nicht mehr klar zu unterscheiden. Auf diese Weise versuche ich, Analogien zwischen menschlichen, tierischen, pflanzlichen und mineralischen Merkmalen aufzuzeigen, und schlage mögliche Interaktionen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Körpern über physischen Kontakt oder Berührung vor. Ich untersuche also die Wechselwirkungen der Formung oder Formgebung: Hat der Menschen die Natur geformt oder die Natur den Menschen?

LU: Wie integrieren Sie Sound in Ihre Arbeit?

NI: Normalerweise kommt der Ton ins Spiel, wenn ich eine Videoarbeit mache. Ich habe immer mit talentierten Freund*innen und ehemaligen SHAPE-Künstler*innen wie Chlorys und Simina Oprescu zusammengearbeitet. Ich bin sehr glücklich, wenn ich den richten Kontext für eine Zusammenarbeit schaffen kann und die Mitwirkenden die Einladung annehmen, in einen Dialog mit meiner Arbeit zu treten. Bei meinem letzten Video habe ich mit Simina zusammengearbeitet, wir haben sogar eine Schallplatte in limitierter Auflage mit ihrem Soundtrack für Hydrophites (2021) produziert und veröffentlicht, auf der auch Geo Aghinea zu hören ist. Manchmal ist Sound von Anfang an in das Werk integriert und wird zu einem der wichtigsten Elemente wie in der Installation Echo (2017), die zusammen mit Chlorys und Vlad Nanca konzipiert wurde.

LU: Wie sehen Sie angesichts der Verschärfung der Umweltkrise die Zukunft und wie können/sollten Ihrer Meinung nach Künstler*innen darauf reagieren?

NI: Ich sehe ziemlich düstere Zeiten auf uns zukommen. Zwar wird jetzt mehr als früher über das Thema geredet, es wird aber kaum etwas unternommen. Eben habe ich erfahren, dass das World Heritage Committee beschlossen hat, das Great Barrier Reef nicht auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Viele lokale Initiativen verstricken sich in globalen Wirtschaftsinteressen und werden von der Lobby der der fossilen Energiebranche abgewürgt. Ich glaube, dass uns kaum Zeit bleibt, etwas Sinnvolles zu tun, um das Worst-Case-Szenario umzukehren. Die einzige wirklich globale Priorität scheint zu sein, „schnell reich zu werden, wenn man auch dabei draufgeht”. Künstler*innen sollten sich mehr an dieser Diskussion beteiligen und das Thema auf jede nur erdenkliche Weise ins allgemeine Bewusstsein bringen.

Übersetzung: Friederike Kulcsar
Interpret/innen

Konzept, Realisation: Nona Inescu. In Zusammenarbeit mit Vlad Nanca und Chlorys

Kooperationen

Konzept, Realisation: Nona Inescu. In Zusammenarbeit mit Vlad Nanca und Chlorys. In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. Nona Inescu ist SHAPE Artist 2021 und Chlorys war SHAPE Arist 2017.

Termine
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Location
MUMUTH
Installation
Österreichische Erstaufführung
Biografien
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2021 | Echo