membra disiecta
on experimenting (Neufassung)

membra disiecta lässt sich mit „zerstreute“ oder „zerrissene Glieder“ übersetzen und bezeichnet aus ihrer organischen Ordnung gerissene Teile eines Ganzen. Der dem Stück zugrunde liegende Text basiert auf den Mythen um Isis und Osiris und beschreibt einen Prozess des Erinnerns, Suchens, Auflesens und Benennens von Körperfragmenten. Für den Ägyptologen Jan Assmann erschließt sich die Zerrissenheit als Todesbild einerseits aus dem altägyptischen Körperbild als eine zur beseelten Einheit verbundene Vielheit von Gliedern und andererseits aus den Gegenbildern in Gestalt der Todesheilung durch Sammeln, Zusammenfügen, Vereinigen und Verknüpfen. Der tote Körper als „membra disiecta“ soll Lähmung über- winden und Handeln ermöglichen. Dieses metaphorische Todesbild dient also als Folie für das Lebensbild, in der der Körper durch den Vollzug von Einbalsamierungsritualen überführt werden soll. Beiden Ritualen wird der Tote ununterbrochen angeredet. Dieser Sprachstrom hat die Funktion, die zerstreut vorgestellten Gliedmaßen in einem Text zu versammeln, der sie als neue Einheit beschreibt.

Reinhold Schinwald
Interpret/innen

Komposition: Reinhold Schinwald

guts’n’faders
Kontrabass: Margarethe Maierhofer-Lischka
Electronics, Spatialisierung: Peter Venus

Kooperationen

Eine Koproduktion von IEM - Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuniversität Graz und dem ORF musikprotokoll.

Termine
Location
Helmut List Halle
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2018 | IKO & guts’n’faders