Österreich sei das „Land der Musik“, sagt man. Angesichts der gegenwärtigen politischen Lage gewinnt ein solch einzigartiges Selbstverständnis an zusätzlicher und beängstigender Aktualität und liefert den Ausgangspunkt für die Auftragsarbeit The Land of Music, eine Orchestersuite des Komponisten, Filmemachers, Künstlers und Copyleft-Aktivisten Christian von Borries. Im Zeitalter von Big Data werden populäre und weniger populäre Musikstücke, die für die Konstruktion der nationalen Identität Österreichs von entscheidender Bedeutung waren, umgestaltet. Aus algorithmischem Sampling und Neuarrangement mittels MIDI (Musical Instrumental Digital Interface) entsteht eine Collage des „Neujahrskonzerts“, von Ludwig van Beethoven über Gustav Mahler bis hin zu Johann Strauss. Doch auch Erwin Schulhoff kommt vor, ein kommunistischer Komponist, der während des Ersten Weltkriegs in der österreichischen Armee diente. Die Walzer von Strauss – von denen bei Abflug und Landung eines jeden Austrian Airline Fluges einer eingespielt wird – und die Symphonien von Österreichs Adoptivsohn Beethoven liefern Datensätze, die ein Programm Künstlicher Intelligenz trainieren, charakteristische Merkmale herauszufiltern und zu analysieren, um anschließend eigene Melodien zu komponieren. Die daraus resultierende Musik – von einem Orchester live vorgetragen – wird visuell von KI-generierten Bildern begleitet, die den Gebrauch von Musik und Bildern als Phrasen zeigen, die für Standortvermarktung und nationales Branding benutzt werden. Vertraute Musik macht sich bemerkbar, als kehrte man von einer langen Reise heim; vieles ist nicht mehr intakt, fragmentiert wie eine verblasste Erinnerung, de- und rekonstruiert in einer Epoche digitalisierter nationaler Identität, der man ein neues Image verpasst hat.