In seinem Werk Postmodernism, or, The Cultural Logic of Late Capitalism / Postmoderne – zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus (1991) schreibt Fredric Jameson:
Die Postmodernen waren speziell von der ganzen „degradierten“ Landschaft des Schundes und Kitsches fasziniert. Einer Kultur der TV-Serien und Reader’s Digest-Ausgaben, der Werbung und Motels, der Spätabendsendungen und B-Hollywoodfilme, einer sogenannten Paraliteratur der Flughafen-Taschenbuchkategorien von Horror bis Romantik, populärer Biografien, Mordgeschichten, Science Fiction oder Fantasy-Romanen. Alles Materialien, die nicht länger als Zitat dienen, so wie es bei Joyce oder Mahler der Fall gewesen wäre, sondern gänzlich in die Substanz übernommen werden.
Jameson hinterfragt zeitgenössische Kunst und Kultur in seiner Analyse kritisch. Vereinfacht gesagt behauptet er, dass die postmoderne Kunst eine leere Kunst sei, die den Sieg des Kapitalismus darstelle, wo alles, inklusive Kunst, zu leichter Kost gemacht wird. Ich gehöre genau zu jenen Künstlern, auf die er abzielt. Diese Oper enthält Synth-Pad-Rezitative, Spieleshows mit Zwölfton-Funk, ein Quiz über kultige Songs aus den 1980igern, Wetterberichte mit psychedelischen Melismen und Easy-Listening-Interpretationen österreichischer, spätromantischer, langsamer, sinfonischer Sätze, weil mich Schund und Kitsch faszinieren; ebenso wie kulturelle Kollisionen von hoch und tief, Vergangenheit und Gegenwart und stilistische Oberflächen.
Der Wert von Kunstwerken, die explizit soziale oder politische Kritik einbauen oder eine utopische Alternative postulieren, definiert sich selbst, ist erhaben und bewundernswert. Jamesons Analyse berührt einen Nerv in mir, weil ich nicht in der Lage bin, ein so klares Ziel zu artikulieren. Vielmehr fühle ich mich von den Werten der Verwirrung und des Widerspruchs angezogen. Ich möchte sowohl den emotionalen und psychologischen als auch den mentalen Elementen Raum geben, und mich mit der Welt und wie wir sie erfahren „unordentlich“ beschäftigen und dabei chaotisch sein.
Matthew Shlomowitz
Gedanken zu Electric Dreams
Es beginnt in den 80er Jahren, als Computer zunehmend Teil unseres Lebens wurden. Waren sie anfangs noch unhandliche Ungetümer gewaltigen Ausmaßes, passen sie heute problemlos in jede Hosentasche. Auch muss man kein Technikfreak mehr sein, um einen Computer bedienen zu konnen. Fasziniert von der verlockenden Vorstellung, Technik erleichtere uns das Leben, verfügen wir mittlerweile ohne viel nachzudenken über unsere Geräte. Doch wer bestimmt hier eigentlich wen? Beherrschen wir die Technik, oder ist es vielleicht doch umgekehrt? Wer also hat die Fernbedienung in der Hand? In Electric Dreams wird genau dieses Thema theatralisch aufgegriffen und verarbeitet. Im Mittelpunkt stehen eine Person und ein Bildschirm. Der vermeintliche Konsument wird vom Medium aufgesaugt, benutzt und konsumiert, bis die Frage nach der Realitat nicht mehr beantwortet werden kann und sich im Traumzustand zwischen den Welten auflöst.
Philipp M. Krenn - Salzburg, am 25.7.2017