röhren
röhren für 7 Blechbläser (2016)

Die „Molekularorgel“ des Künstlers Constantin Luser ist ein Kunstwerk besonderer Art: eine bespielbare Skulptur aus Blechblas­-Röhren, auf denen, abgesehen von vier mit Zügen ausgestatteten Instrumenten, nur die Naturtöne der jeweiligen Grundstimmung erzeugt werden können.

Die damit sich bietende Chance, auch einmal eines jener – wie es im betriebsüblichen Jargon heißt – „gut ausgehörten“ Stücke zu schreiben, die sich in der einfältigen Präsentation von Oberton­-Wundern ergehen, habe ich mit großer Freude aus­ geschlagen. – Dies umso lieber, als die 35 zum größten Teil im Vierteltonabstand gestimmten Röhren fast unendliche Mög­lichkeiten bereitstellen, das beschränkte Naturtonspektrum jedes einzelnen Instruments durch geschickte Kombination mehrerer Röhren zu überlisten. Auf diese Weise lassen sich synthetische Tonhöhen­-Konstel­lationen verschiedenster, doch stets entschieden atonaler Art erzeugen, die wiederum sowohl die harmonischen als auch die linearen Ereignisse bestimmen.

Diese Art und Weise, das Klangmaterial zu organisie­ren, impliziert in diesem Fall auch eine Vorentscheidung über die Satztechnik, die sich sowohl im Detail als auch in formaler Hinsicht am Prinzip der sogenannten „durchbro­chenen Arbeit“ orientiert. Die 7 Blechbläser werden in „röhren“ also nicht solistisch, sondern von vornherein und durchwegs als ein kombiniertes Instrument eingesetzt – d.h. dem Namen der Skulptur entsprechend als eine riesige Orgel, mit deren „Manualen“ und „Registern“ gespielt wird. Vielleicht wird die Komposition auf diese Weise dem Werk von Constantin Luser gerecht, dessen Zeichnungen, Skulpturen und Installationen einen zutiefst musikalischen Grundzug aufweisen und die in ihrem schalkhaften Witz und ih­rer schamlos exponierten Zweck­freiheit zu den beglückendsten Erfahrungen zählen, die man derzeit machen kann.

röhren: der Titel lässt sich sowohl substantivisch als auch adjektivisch lesen; alle Modi und Bedeutungsaspekte, auch die dialektalen, sind auskompo­niert.

Clemens Nachtmann
Interpret/innen

Studio Dan
Daniel Riegler, musikalische Leitung und Posaune
Dominik Fuss, Trompete
Damaris Richerts, Trompete
Kevin Fairbain, Posaune
Robert Puhr, Tuba
und andere.

Kooperationen

Produktion Verein die andere saite. In Kooperation mit dem ORF musikprotokoll. Die Molekularorgel ist ein BIG ART Kunst & Bau-Projekt.

Termine
Location
TU Graz – Neue Chemie
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2016 | auf molekularer ebene