Immer wieder einmal war man in den vergangenen Jahrzehnten versucht, beim Hören von Noël Akchotés Gitarrenspiel das Wort „Dekonstruktivist“ zu denken, und doch war die Intensität seines Spiels diesem Vorhaben immer diametral entgegengestellt. Da wurde nämlich stattdessen mit Verve und fast manischer Intensität an Klängen und Strukturen gefeilt. In welchem Kontext auch immer: Ursprünglich jazznahe, später mehr freie Improvisation, noch später ohne denkbare Grenzen. Noël Akchotés Gitarren können Bruckner und Cage, Mozart und Feldman, Bach und Xenakis, und in den letzten Jahren auch Josquin des Prez, Guillaume de Machaut, Hildegard von Bingen. Im Kontext des Grazer Llullophons wird Noël Akchoté daher in einer kurzen Serie von kleinen Mittagskonzerten im Grazer Kunsthaus der Musik rund um das 13. Jahrhundert und derjenigen des 21. Jahrhunderts seine Reverenz erweisen.
07.10 Programm I
Hildegard Von Bingen – Spiritus Sanctus Vivificans (*Varians)
Hildegard Von Bingen – O Speculum Columbe (*Varians)
Hildegard Von Bingen – Nunc Gaudeant
Noël Akchoté – Motus Liberi
Pierre Abélard – O Quanta Qualia
Adam de La Halle – Je muir, je muir d’amourete
Adam de La Halle – Le doux regard de ma dame (*Varians)
Alfonso X. El Sabio – Cantiga de Santa Maria
Liber Usualis – In nativitate Domini ad missam in nocte (*Varians)
Gregorian – Tantum ergo
Pérotin – Beata viscera (*Varians)
* Varians: eine freie Assoziation oder musikalische Variation, die auf dem zuletzt gespielten Stück basiert. Sie kann aus diesem Stück abgeleitet sein oder einen neuen Anfang markieren. Alle *Varians sind von Noël Akchoté.