In erster Linie haben wir diese Ballade als Vertreterin des Fortschrittlichen, der Avantgarde im 14. Jahrhundert ausgewählt. Dem Gedicht über die mythologische Figur der Nymphe Kallisto liegt ein Akrostichon zugrunde – ein unvollständiges, wie uns eine weitere Ballade von Solage in der Codex Chantilly verrät. Wir dürfen vermuten, dass zwei weitere Strophen von Calextone qui fut ihren Weg in die Quelle nicht gefunden haben. Die Ballade ist also sowohl musikalisch als auch literarisch von esoterischem Charakter – wie so vieles in den Lehren Ramon Llulls.
Interessanterweise finden wir auch Verbindungen zwischen dem Repertoire der Codex Chantilly und der Krone Aragón, die in dieser Epoche auch über Katalonien herrschte. Unter dem aragonesichen König Jakob I. hatte Llulls Vater bei der Eroberung der Balearen gekämpft: Ramón Llull diente als Lehrer des späteren Königs Jakob II. und unternahm 1314 in dessen Auftrag seine verhängnisvolle Reise nach Tunis.
Calextone qui fut dame d‘Arouse
Kallisto, eine Gefolgsdame von Artemis, bot sich Jupiter als süßes Opfer an,
so dass er ihr, wie seiner wahren Gattin,
einen hohen Thron aufstellte, und ihr sehr gnädig war.
Und dann liebevoll
krönte er sie reichlich über alle anderen; dann gleichermaßen huldigten sie alle Götter,
empfingen sie freudig und spendeten liebevollen Trost.