Flowersongs
Fassung für Flöte, Oboe und Klarinette (2012)

Die Flowersongs für 3 Flöten habe ich im Alter von 20 Jahren komponiert, das heißt im Frühling 1973, was sich schon fast wie eine Ewigkeit anfühlt. 40 Jahre! Wenn es mir auch manchmal so vorkommt, als ob man 1973 über Musik aus dem Jahr 1933 reden würde, so ist dieses Stück für mich dennoch von großer Bedeutung. Ich glaube nämlich, dass ich über die Flowersongs – wie auch mit den 10 Préludes für Streichquartett oder Stratifications für Orchester – nach einer Möglichkeit gesucht habe, meine eigene Stimme zu finden inmitten einer Musik, die entweder in der mitteleuropäisch geprägten Tradition der Avantgarde der 1950er-Jahre stand oder zur Reaktion der 1960er-Jahre tendierte, die einer Neuen Einfachheit, einem Minimalismus, ja sogar einer Polystilistik anhing.

Der englische Titel Flowersongs ist insofern eng mit den 1960er- und frühen 1970er-Jahren verknüpft, als er auf Flower Power und die Hippiekultur verweist, wie auch das Werk die Kraft zu ergründen sucht, die gesellschaftlichen Visionen und Utopievorstellungen innewohnt. Bald darauf habe ich begonnen, vielen meiner Kompositionen deutsche Titel zu geben, etwa Winternacht (1976/78), Nacht und Trompeten (1981) und viel später Schnee (2006–08). Wenn man sich bei den Flowersongs den deutschen Titel dazu denkt – er müsste Blumenlieder lauten –, dann klingen sie gleich ganz anders, romantischer, der Welt Schumanns verbunden. Vielleicht könnte man das Werk auch auf diese Weise hören?

Noch etwas: Der Titel müsste in korrektem Englisch in zwei Wörtern, also „Flower Songs“ geschrieben werden und nicht in einem wie im Deutschen oder Dänischen. Vielleicht habe ich ihn ja deshalb zusammengeschrieben, weil mein Unterbewusstsein eine Verbindung zu Deutschland geschlagen hat? Vielleicht spiegelt sich darin aber auch eine gewisse Naivität, die ja ebenfalls ein Teil dieses Werkes ist.

Die mit meinen frühen Stücken verbundenen Ideen haben mich, wie gesagt, bis heute begleitet. Es gibt zum Beispiel klar erkennbare Verbindungen zu anderen Kompositionen, vom 8. Präludium aus 10 Préludes bis hin zum Kanon 2a aus Schnee, einem Werk, das ich 2008 für das wunderbare ensemble recherche geschrieben habe. Das Zusammentreffen mit diesen MusikerInnen hat mich auch dazu motiviert, eine neue Fassung der Flowersongs für ihre Holzbläserstimmen, Flöte, Oboe und Klarinette zu schreiben.

Hans Abrahamsen - Übersetzung: Friederike Kulcsar
Audiodoku
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Hans Abrahamsen, ensemble recherche © ORF musikprotokoll
Interpret/innen

Hans Abrahamsen (DK) Komposition

ensemble recherche (D)
Martin Fahlenbock Flöte
Jaime González Oboe
Shizuyo Oka Klarinette

Termine
Location
AK Kammersaal
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2013 | ensemble recherche