Klang-Muro-for-Klangforum
Klang-Muro-for-Klangforum

Meine ersten Schritte als Komponist waren eng mit den Anfängen des Klangforum Wien verbunden und lassen sich natürlich auch nicht von meiner Freundschaft mit dem Komponisten Beat Furrer trennen. Diese Freundschaft brachte es mit sich, dass ich mich damals in Wien sehr rege an den Aktivitäten des Klangforums beteiligte und die ersten Gastspiele des Ensembles in Spanien unter meiner Mithilfe zustande kamen. Die Uraufführungen meiner ersten Werke fanden ebenfalls im Rahmen von Konzerten des Klangforums statt. Im intensiven Austausch mit einigen seiner Mitglieder begann sich also das herauszubilden, was man nunmehr als „sotelianisches“ Klanguniversum bezeichnen könnte. In „unseren“ Konzerten bot sich mir die Möglichkeit, die von uns bevorzugte Musik aus erster Hand kennenzulernen und gründlich zu studieren. Kurz, diese Zeit ist für mich mit vielen schönen Erinnerungen verknüpft.

Erinnerungen und persönliche Erfahrungen, wie ich sie zuvor beschrieben habe, schwingen auch im musikalischen Material meines neuen Werkes mit. In diesem Doppelkonzert für Flöte, Kontrabass und Ensemble evoziert das Spiel der Soloinstrumente über weite Strecken das breitgefächerte und strahlende Spektrum des „cante“ – des Gesanges in den vielen Spielarten des Flamenco, wie „Soleá“, „Siguiriya“ oder „Bulería“ –, nicht anders als es in der Stimme eines Flamencosängers wie Enrique Morente zum Ausdruck kommen würde. Der melodischen Linie der Soloinstrumente – „voz de dolor, i canto de gemido“ (F. de Herrera, Canto I) – entspricht jene des Horizonts, der Kante oder Schnittlinie vibrierender Farbfelder, die eine Wand aus Klang (Muro Sonoro) bilden. Die Klangflächen wiederum sind so beschaffen, dass sie an die Wände aus Licht in der Bildserie Wall of Light des großen irischen Malers Sean Scully erinnern. Klang-Muro-for-Klangforum ist solch eine Wand aus Licht, ein flirrendes akustisches Wandbild durchtränkt von Erinnerungen, die nicht nur in unserem Gedächtnis gespeichert, sondern auch Teil unseres Lebens, Ergebnis unserer gemeinsamen Erfahrung sind. Ein kollektives „Ich“ oder ein „Wir“ und gewiss auch die Übereinstimmung unseres Lebensweges mit den klingenden Vibrationen unseres musikalischen Handelns. Spur, Gesicht und Seele unserer Existenz.

Mauricio Sotelo (Übersetzung: Friederike Kulcsar)
Interpret/innen

Mauricio Sotelo (E), Komposition
Klangforum Wien (A)
Rolf Gupta (N), Dirigent
Vera Fischer (CH), Flöte solo
Uli Fussenegger (A), Kontrabass solo

Termine
Location
Helmut List Halle
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2009 | Klangforum Wien /2009