Die Formulierung von Gedanken zu Kompositionen, die im Verhältnis zu extramusikalischen Elementen stehen, birgt die Gefahr, Erwartungen zu erwecken, die beim Hören nicht erfüllt werden können. Das war bisher bei Stücken wie Stadtplan von New York, Musik nach Adolf Wölfli und Rulfo/ voces/ecos der Fall, bei Wespensterben, Hommage a José Maria Arguedas kann das ebenfalls geschehen. Das Stück ist nicht nur eine Huldigung an einem Schriftsteller, sondern auch eine Auseinandersetzung mit seiner Sprache. Dennoch geht es nicht darum, Geschichten nachzuerzählen, Personen oder Bilder zu evozieren, den Rhythmus der Sprache nachzuzeichnen oder dergleichen. Es geht darum, in seiner Sprache Hinweise für die Formulierung von musikalischem Material aufzuspüren, das nach einem Abstraktionsprozess in der Komposition autonom verarbeitet wird. Es besteht jedoch die Überzeugung, dass eine innere Verbindung zu dieser Sprache besteht, dass Spuren davon unter der hörbaren Oberfläche weiter wirken.
Arguedas Sprache als unübersetzbare Mischung von Spanisch und Quechua macht den Konflikt zwischen zwei Welten sichtbar. Besonders in seinem unvollendeten Roman und zugleich tragischen Tagebuch El Zorro de Arriba y el Zorro de Abajo (1969) grundlegend auf Spanisch geschrieben, sind Syntax, Rechtschreibung, Phrasierung und Zeitstruktur durch Sprachelemente aus dem Quechua und aus vielen Dialekten Perus verändert. Seine Sprache entsteht aus der Vermischung der verschiedenen Sprachwelten, die in der aufwallenden Fischerstadt Chimbote aufeinander prallen und die heterogene Materie bilden, aus der die moderne Kultur Perus besteht. Arguedas Welt, sowohl literarisch als auch biografisch, ist eine Welt in Konflikt, eine bis ins letzte Konsequenz ausgelebte Zerrissenheit, bedingt durch seine aussergewöhnliche Stellung zwischen zwei Kulturen. Seine Sprache ist Schrei, exaltiert-enigmatische, luzide Predigt und innerer Abgesang.
Das dreiteilige Stück ist das vorläufige Ende einer Reihe von Kompositionen, Inventario (Inventur) I–IV, die Kontinuität als akustische bzw. mentale Konstruktion, Illusion und Täuschung, Bruch als die Konstante unserer Zeiterfahrung thematisieren.