„Meine Bilder stellen weder Gegenstände dar noch Raum, noch Zeit, noch etwas anderes - keine Formen. Sie sind Licht, Helligkeit, thematisieren das Verschmelzen, die Gestaltlosigkeit, das Überschreiten der Form." (Agnes Martin)
„Wenn wir Atemtechniken erlernen, fällt uns als erstes auf, dass der Atem mit dem Gehör wahrzunehmen ist; er ist ein Wort an sich, denn was wir als Worte bezeichnen, sind nur deutlicher artikulierte Laute: Atem wird Stimme, und daher ist der Atem der Urzustand eines Wortes." (Hazrat Inayat Khan, The Mysticism of Sound and Music )
Agnes Martin ist eine in Kanada geborene, der Minimal Art nahestehende US-amerikanische Malerin, die in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren konzeptuell angelegte, auf repetitiven Grundelementen und klaren Strukturen beruhende und in ihrer Kompositions- und Materialauffassung auf Entgrenzung hintendierende Werke schuf. Die textliche Gestaltung des Vokalparts in Mouthpiece IX basiert oft auf linguistischen Strukturen (Bildung von Vokalen und Konsonanten, Prinzip des Allophons) und ist relativ leise, (muss daher verstärkt werden) mit einem hohen Prozentsatz an Atem: „Helligkeit ... Verschmelzen ... Gestaltlosigkeit". Verschmelzen im Sinne von „mit dem Orchester und dem Atem verschmelzen" und Gestaltlosigkeit im Sinne von „keine eigentliche Bedeutung haben", „ein mehr (oder weniger) deutlich artikulierter Laut". Wie in früheren Mouthpieces ist die Stimme eher ein Instrument zur Klangerzeugung denn Ausdruck der Identität.