Die Instrumente und ihre klanglichen Möglichkeiten (also das musikalische Material) sind für mich mit dem kompositorischen Prozess auf das Engste verbunden. Solcherlei instrumentenspezifische „Klanglichkeiten" bilden stets Ausgangspunkte meiner Stücke. Die Ausarbeitung und Bestimmung der zeitlichen Aufeinanderfolge der klanglichen Zustände lässt in weiterer Folge die Komposition und ihre Form entstehen, indem den verschiedenen Klangkonstellationen die Möglichkeit der Entwicklung bzw. der Entfaltung, der Selbst-Reflexion gegeben wird.
In meinem Orchesterstück loses gibt es auch diese Art klanglicher Situationen, die - verschiedenen Verläufen unterworfen - zum Teil ineinander übergehen, nebeneinander stehen, sich zum Teil verselbständigen oder Transformationen in andere Zustände durchlaufen. Darüber hinaus werden in loses die Klangkonstellationen diversen Prozessen unterworfen, bei denen partiell widersprüchliche Kräftewirken: Bei klar in bestimmte Richtung orientierten Prozessen finden sich - im Sinne einer Antithese, jedoch in stark abgeschwächter Form - entgegen gerichtete Bewegungen, was im Endeffekt eine gewisse Relativierung, ein In-Frage-Stellen des Geschehenen bewirkt, sodass es scheinbar zusammenhangslos, richtungslos, beziehungslos erscheint. Eben loses.