Information IST Redundanz:
„Die Tautologie sagt laut Wittgenstein nichts aus über die Welt und hält keinerlei Beziehung zu ihr (Tractatus). Ich glaube dagegen, dass die Tautologie das Grundprinzip von Sprache überhaupt ist. Beziehungsweise das Grundprinzip der Beziehung von Sprache und Welt. Jede Beschreibung, Erklärung, Analyse, Definition ist genau in der analogen Weise Verdopplung, Wiederholung, Redundanz wie das die Tautologie auch ist. Etwas entsprechendes gilt auch für „Information". Es ist nicht so, dass Information das ist, was sich vom Redundanten abhebt. Es ist vielmehr umgekehrt, dass Information ohne Redundanz gar nicht möglich ist. Redundanz hat etwas zu tun mit „Rahmen"; etwas wiederholen heißt, es näher zu fassen kriegen, es fixieren, ausschneiden aus seiner Umgebung, es rahmen. Auch für „Bedeutung" gilt das Gleiche: Bedeutung und Verdopplung oder Unterstreichung, Hervorhebung sind ohnehin fast synonym. Bedeutung, Information, Begreifen sind alles redundanz-abhängige Transformationen dessen, was ist. Aber das was ist, ist das Unbedeutende, Nicht-Informative, Unbegriffene: die Welt, so wie sie uns umgibt und wir in ihr sind."
Der Rahmen:
„Unser Blickfeld ist zu weit, um zu sehen. Unser Leben ist zu viel, um es wahrzunehmen. Sehen und Erkenntnis kommt nur aus der Einengung, Eingrenzung. Wir sehen etwas, wenn wir eine Brille (Sonnenbrille) aufsetzen, wodurch der Rahmen etwas kleiner und die Lichtmenge etwas reduzierter wird, oder manchmal reicht es auch schon, aus dem Fenster zu blicken - oder auch im Geiste durch ein „Fenster" zu blicken, also z.B. sich in einer Landschaft zu befinden und sie mit den Blicken eines Anderen, einer anderen Situation, eines Gemäldes oder Films zu betrachten. Wir erkennen etwas, sobald wir den Ausschnitt fokussieren, einengen, ein Detail beobachten, und Detail heißt, einen Rahmen setzen. Rahmen kann eine Denkweise, eine Methode, ein Kriterium -irgendeine Art von Filter sein... " Voices and Piano, geschrieben für Nicolas Hodges, ist ein umfangreicher Zyklus von Stücken für Stimme und Klavier. Allerdings ist die Stimme in jedem Stück eine andere: in Form einer Tonaufnahme einer zumeist bekannten Persönlichkeit. Der Zyklus ist noch in Arbeit und soll irgendwann an die 80 Einzelstücken (ungefähr 4 Stunden Musik) enthalten. Das Werk (dieses Werk/das Werk als solches) versteht sich als eine Auswahl aus dem Ganzen. Zur Zeit mag ich es, Stücke zu schreiben, wo das Ganze nicht auf einmal präsentiert wird. Das Ganze bleibt das Ganze, und was wir hören ist nur ein Teil davon.
Wirklichkeit (Sprache) ist kontinuierlich, Wahrnehmung (Musik) ist ein Raster der an das erstere heranzukommen versucht. Tatsächlich ist der Klavierpart die zeitliche und spektrale Rasterung der jeweiligen Stimme - vergleichbar einer grob gerasterten Fotografie. Der Klavierpart ist die Analyse der Stimme: Die Musik analysiert die Wirklichkeit.