Eine Frage (in Form eines Dankes an Martin Heidegger)
Unsere Kultur hat dem Sagen in allen seinen Arten immer zentralere Bedeutung verliehen: dem Sagen, welches veranlasst, orientiert, Abstand gewährt, eine Rangfolge festlegt, welches einteilt, entscheidet, Perspektiven und Horizonte des praktischen Lebens schafft. Wenn diese Tendenz extreme Ausmaße annimmt, entsteht eine besondere Art der Verblendung und Taubheit (mit unterschiedlichen Abstufungen): nun hat das, was geschieht, nur dann noch Wirklichkeit und Würde, wenn es vom Sagen erfasst und anerkannt werden kann. Jedes andere Geschehen zerfällt zu einer unwesentlichen und zweitrangigen Form der Existenz, zerstreut sich in unklare Randbereiche und wird dort früher oder später völlig vergessen. Das Sagen ist damit zu dem Ort geworden, wo die Ereignisse geschehen, und gleichzeitig entsteht ein unfasslicher Bereich der „konkreten" Entsprechung zum Sagen. Die Verblendung ist vollständig erreicht, wenn der Raum, in dem wir und die Dinge existieren können, sich einzig und allein durch das Sagen öffnen läßt: Tun und Denken beschränken sich (dem Anschein zum Trotz) auf einen ganz engen Horizont und erschöpfen sich schließlich im bloßen Sagen (müssen also nicht einmal mehr darauf achten, eine konkrete Entsprechung zu haben). Dies ist ein Teufelskreis des Erstickens, im Hinblick auf seine Voraussetzungen, auf das, was durch ihn verhindert wird, und auf seine Folgen. Dem Sagen wird eine gänzlich abnorme und unangemessene Rolle verliehen. Es entsteht ein grobes Ungleichgewicht, eine Verarmung und Entleerung des Lebens und eine Schwächung des Denkens. Das Sagen hat der Musik bereits einen Platz in seinen Hierarchien eingeräumt und ihr eine Rolle verliehen. Die vielfältigen Folgen davon sind offensichtlich und zeigen sich in der Art, wie man der Musik begegnet, wie man sie hört, macht und denkt. Als Mensch und Musiker erlebe ich diese Situation von innen, spüre all dem gegenüber einerseits eine tiefe ...