Beim Schreiben an diesem Programmtext stellt sich mir wieder einmal (und es geht wohl allen Komponisten ähnlich) das altbekannte Problem: Wie gelingt es, in wenigen Zeilen, das Wesentliche eines Werkes dem Zuhörer/der Zuhörerin darzulegen? Wie drücke ich in Sprache aus, was mich während neun Monaten Arbeit musikalisch beschäftigt hat? Habe ich als Konponist überhaupt die nötige Distanz, um über mein eigenes Werk sachlich zu schreiben?
Zielführend wäre wohl einzig und allein ein musiktheoretisches Herangehen. So könnte ich beispielsweise über für dieses Stück charakteristische harmonische Fortschreitungen sprechen, über die Zentrierung des Harmonischen im I. und dessen Flexibilisierung im II. Satz; oder aber über die Fibonacci-Zahlenreihe, die sowohl der großformalen Anlage zugrundeliegt, als auch das kleinste musikalische Detail rythmisch strukturiert, natürlich auch über die Gesamtdramaturgie und das Orchestrationskonzept, das die möglichst plastische und vielgestaltige Darstellung von Einzelgedanken ebenso ermöglichen soll, wie die Verdeutlichung (und bisweilen sogar Auslösung) großformaler Prozesse. Aber um dabei in die Tiefe zu gehen, fehlt in dieser Einführung der Raum. Deshalb begnüge ich mich im folgenden mit ein paar allgemeinen Bemerkungen. Die Wahl des Titels entsprang dem Bedürfnis, der Perzeption meiner Musik kein mitgeliefertes Ideengerüst in den Weg zu legen. Die gleichnishafte Andeutung der Möglichkeit außermusikalischer Assoziationen, die sich beim Hören meines Stückes beim Zuhörer/bei der Zuhörerin einstellen kann (aber nicht muss), soll ebenso die rein metaphysische, die Realität nicht abbildende „Bedeutung" der Musik unterstreichen. Gleizeitig wäre es natürlich unehrlich, nicht zuzugeben, dass mich natürlich auch selbst außermusikalische Ereignisse und Erlebnisse währends dieser neun Monate bewegten und so auch (wahrscheinlich unbewusst) Einfluss auf meine Arbeit nahmen - nicht zuletzt die Wut über das Zustandekommen dieser neuen, völlig untragbaren österreichischen Bundesregierung! Dennoch bitte ich Sie, mein Stück bloss als das zu betrachten was es ist - nämlich Musik! Das Komponieren selbst, ein Prozess der Abstraktion in ein eigengesetzliches Modell, transformiert auch noch den konkretesten äusseren Impuls so lange, bis er als solcher nicht mehr wahrnehmbar ist. Er geht dann förmlich in einem Ganzen auf, das ohne ihn zwar so nie entstanden wäre (ihm also auch seinen Ursprung mitverdankt), auf der anderen Seite aber einzig und allein werkimmanenter, musikalischer Logik gehorcht.