Lieber Christian,
also: ich habe mit der Frau Halbedl (der Name bringt uns schon mitten hinein in den Kunstprozeß) gesprochen. Sie ist tolerant und sehr offen für alles, was ich/wir machen(e). Nun hat sich das Hotel ein neues Outfit (und Infit) zugelegt - statt der roten Streichholzschachteln (flach mit schwarzem Aufdruck) gibt es jetzt weiße Döschen mit goldenem Aufdruck (im Sinne der/meiner alchimistischen Farbgebung wäre das okay): die drei raben wurden durch drei Sterne ersetzt ... Frau Halbedl bemüht sich, noch vorhandene Restbestände der alten Schachteln ausfindig zu machen. Was ist also passiert?! - Meine Arbeit kreist ja nun mal u.a. um das Thema/die Philosophie von Proust und Benjamin. Ich/wir bin/sind mitten hinein geraten auf der „Suche nach der verlorenen Zeit". Die Zeit der Höhle als Kult/Kunstort, als Ort verlorener Errinnerungen, die sich nur mitunter als Chiffren und Zeichen zu erkennen geben; als Ort intrauteriner Sehnsüchte; als Findungsort der Geister; als ,paläolithischer Tempel'. Die Erinnerung oder der ,akustisch/optische Fingerzeig' auf Prousts' selbstgewählten Ort der Isolation; auf Benjamins unfreiwilligen Ort seines Exils - das Hotel in Paris. Es geht um Erinnerung und Zeit; um Wahrnehmungsprobleme; um die Aura - also um immaterielle Dinge. Der Prozeß ist weitergegangen! Gleichsam präsentiere ich Relikte von Februar 1999: ein Foto des Uhrturms mit ensprechender Datierung; eine Streichholzschachtel aus dieser Zeit - ,Erinnerungsstücke' denen ihre eigene Aura zugesprochen werden kann. Das Ganze wird nach wie vor (ton-)inszeniert auf, geschichtsträchtigem Boden', welcher seine eigene Aura; spirituelle Kraft oder energetische Ausstrahlung hat. Wohl nicht allein aus diesem Grunde weist das Wappen der im Westen von Graz ansässigen Fürsten Eggenbergs die 3 Raben auf; es ist eine Reminiszenz an einen Mythos; an die Magie des Ortes.