Concerto pour Alto
Concerto pour Alto für Viola und 14 Spieler (1994/95)

Was die Kompositionen Stefano Gervasonis kennzeichnet, ist einerseits die genaue Beachtung der klanglichen Gegebenheiten - die bei ihm aus einer Vertrautheit mit den avantgardistischen Ästhetiken herrührt - und andererseits die beständige Suche nach einem Sinn, der dem sensiblen musikalischen Material qualitativen Wert verleihen könnte. Dies hrt ihn dazu, die verborgensten klanglichen Möglichkeiten der beteiligten Instrumente und deren Ausdrucks­elemente auszuloten. Auch geringste, unbedeutend scheinende Begebenhei­ten werden bei Gervasoni Quelle viel­fältiger Reize. Seine poetische Sprache weist rohe und schwülstige Gesten von sich, und sein Komponieren befindet sich an der Grenze zum Verzicht auf Unmittelbarkeit. Der „Blick" des Komponisten ist, obwohl immer scharf ana­lytisch, nicht zielgerichtet, sondern divergent, nicht geradeaus gerichtet, sondern schräg.

Das „Concerto pour Alto " - das hier in einer erweiterten und völlig überarbeiteten Version im Vergleich zur Pariser Erstaufführung des Jahres 1994 präsen­tiert wird - gibt eine gewollt einfache, ja fast knappe Schreibart vor, in der die -  allerdings äußerst unterschiedliche- Gesten auf das Wesentliche reduziert sind; die klangliche Atmosphäre erscheint auf diese Weise zugleich mit Einfachheit und Rätselhaftigkeit ausge­stattet. Die Viola, das vielleicht scham­hafteste und am meisten introvertierte Instrument des Orchesters, wird dank einer genauen und detaillierten Kompositionsweise in seinen virtuosen Mög­lichkeiten unterstützt, welche sich im letzten Winkel eines Atemzugs verber­gen können oder in der äußersten Raf­finesse der Figurationen. Der Dialog mit dem Ensemble - und speziell mit der zweiten Bratsche - besteht aus impli­zierten Verweisen, aus zarten Steige­rungen mikrothematischer und klangfarblicher Natur, wo die Wiederho­lung eine wichtige Rolle für den zeitli­cheZusammenhalt spielt. Der Ausgangskern des extrem reduzierten Materials besteht aus der Note g, wel­che zum Gravitationszentrum für die äußerst heterogenen Elemente wird.

Carlo Migliaccio
Interpret/innen

Klangforum Wien
Dirigent: Johannes Kalitzke
Viola: 
Genevieve Strosser

Termine
Location
Grazer Congress – Saal Steiermark
Konzert
Österreichische Erstaufführung
Biografien