"... und die Erd' ist kalt ..."
"... und die Erd' ist kalt ..." für Kammerensemble und 2 Klaviere, Harfe, Kontrabass und Percussion (1992/93)

Einige Gedanken zum Konzept (Musik - Bühne/Bühne - Musik)

- Die Idee, dass die Gesetzmäßigkeit des Hörens und die des Sehens mit ihren Mitteln ähnliche Inhalte darstellen, die sie jedoch auf­grund ihrer andersartigen Beschaffenheit, Erscheinungsform unterschiedlich zur Anschauung bringen.

- Die Beziehung des Visuellen zum Auditiven beruht nicht (basie­rend auf gemeinsamen Ausgangsideen) auf Kausalitätsprinzipien bzw. logischen Verknüpfungen. Gerade weil die Objekte natura­listisch geformt sind, fehlt ihnen die Tradition der semantischen Zuordnung oder, anders: die konkrete Bedeutung, eine ge­wünschte Eindeutigkeit.

So können sich diese Objekte zu Hieroglyphen verwandeln, die dann durch den Choreographen und Musiker bzw. Zuhörenden, Zuschauenden mit einem imaginären Sinn behaftet werden, um somit eine Beziehung knüpfen zu können.

So nehmen die Objekte in ihrem Wirken eine scheinbare Semantik, besser: eine offene Semantik an.

(E. Kirchner: ,,Die Hieroglyphe, diese unnaturalistische Formung des inneren Bildes der sichtbaren Welt.")

- Diese Objekte weisen auf sich selbst. Sie sind das, was sie sind. Dadurch verschließen sie sich. Gleichzeitig umgibt sie ein Geheimnis und damit die Verlockung, sich ihnen zu nähern, ihnen näherzukommen.

Man spürt, dass sie sich durch ihre Abstraktion entziehen, gleich­zeitig aber durch ihre poetisch-geometrische Anordnung, ihr Zusammenwirken in ihrer Abgeschlossenheit und Ausschließlich­keit lebendige Gesetzmäßigkeiten vermitteln, die so zu einer Inspirationsquelle und mit der Berührung der Musik wohl zu etwas Anderem werden, aber inhaltliche Analogien im poetischen Vorstellungsraum bilden können.

- ,,Die Bühne" ist ohne Musik entstanden - so ist die Musik ohne Bühne entstanden. Ich weiß von der Bühne, doch spielt sie während des Komponierens nicht die geringste Rolle. Was sollte sie mir auch sagen?

Etwas Gesehenes kann einen musikalischen Prozess auslösen, jedoch nicht als allgemein übertragbares Kausalitätsprinzip, und: der Auslösungsprozess sind Töne in ihren unzähligen Verbindun­gen, über die man unbewusst sowieso schon lange nachgedacht hat.

Die äußerste Abstraktion der Bühne ist das Endergebnis eines lan­gen Prozesses, in seinen Anfängen nicht unmittelbar nachvoll­ziehbar und auch nicht wichtig: es ist zu etwas Anderem, Neuem geworden. Andererseits ist es nur eine scheinbare Loslösung von seiner Entstehungsgeschichte: sie - die Objekte - verbergen eine Geschichte, ihre Geschichte - das ist das Geheimnis.

- Die Kraft der Abstraktion ist die, dass sie einerseits einen konkre­ten Inhalt aufgelöst und sich aus der konkreten Bild- und Außen­welt entzogen hat, andererseits als ein Zeichen, aufgrund ihrer Archaik, ebendieser eine neue Qualität wieder zuführt:

- Klarheit der Formen

- Erfassen ihrer Abweichungen untereinander, somit Begreifen ihrer Formung (die Formung wird zur Anschauung gebracht)

- Jede individuelle Form wirkt in ihrer Geschichtlichkeit, jedes Qua­drat, jedes Dreieck besitzt seinen eigenen Gehalt: es ist sowohl Dreieck als pure Gestalt als auch Zeichen in seiner Beziehung zum Menschen und Abbild in dem Zusammenwirken untereinander, in ihrer Gesetzmäßigkeit.

Klaus Ospald
Interpret/innen

Ensemble Modern
Dirigent: HK Gruber

Kooperationen

Kompositionsauftrag des ORF

Termine
Location
p.p.c. (ehem. Theatro)
Konzert
Uraufführung
Biografien