Vor zwei Jahren erhielt György Kurtág von einem Komitee der Berliner Festwochen den Auftrag, ein Werk zu schreiben, das den bemerkenswerten akustischen Bedingungen des neuen Kammermusik-Saals der Berliner Philharmonie in besonderer Weise Rechnung tragen sollte. Kurtág, der sich ansonsten sehr zurückhaltend gegen solche von außen kommende Impulse verhält, nahm das Projekt mit großem Interesse in Angriff. Seit längerem beschäftigte ihn der Gedanke, ein Stück zu schreiben, bei dem räumliche Dispositionen eine wichtige Rolle spielen sollten.
Daraus entstand ... quasi una fantasia ... Es ist eines der wenigen Stücke aus Kurtágs Feder, die für ein größeres Instrumentalensemble gedacht sind. Der Meister der kammermusikalisch-intimen Klänge hat bisher große Besetzungen konsequent vermieden. Zudem hatten mehr als ein Jahrzehnt Vokalmusikkompositionen sein ausschließliches Interesse beansprucht. Gleichwohl weist auch dieses Werk die für Kurtágs Tonsprache insgesamt charakteristischen Merkmale auf: äußerste Konzentration - die vier Sätze währen nicht länger als etwa acht Minuten - und ein hohes Maß an Expressivität. Des weiteren spielen Elemente der neueren abendländischen Musiktradition - nicht zuletzt formale - eine gewichtige Rolle. Elemente, die Kurtág freilich nicht in postmodernistischer ,,anything goes"-Attitüde vorführt und denunziert; denen er viel mehr in verblüffendster Weise neuen Sinn abringt. Dass seine Musik gleichwohl nie belehrend altmeisterlich oder garnostalgisch klingt, sondern - im besten Sinne - heutig, scheint erklärbar nur aus der besonderen Situation ihres Autors, der, weitgehend isoliert vom internationalen Musikbetrieb, sich gezwungen sah, ein gänzlich selbständiges Verhältnis zur Tradition zu entwickeln.
Kurtág, der von sich sagte, er werde nie den sein Komponieren bestimmenden Einfluss Bartóks verleugnen können - ,,und Bartóks Lehrmeister war Beethoven" - nimmt damit eine absolute Ausnahmestellung in der zeitgenössischen Musik ein.