Da handelt es sich um den Versuch, einen Opernquerschnitt ohne allzu aufwendige Besetzung auf das Konzertpodium zu bringen. Was ist auf der Strecke geblieben: Der Chor - bei einer Choroper ist das ein Jammer, aber schließlich fehlt ja auch die szenische Umsetzung, was ebenso schmerzlich ist, es fehlt die chorische Besetzung der Streicher, fast vollständig das Holz, es fehlen die Putzfrauen und deren köstliche Szenen in der Semi-Buffa.
Was bleibt: Die in der Oper durch Überlagerungen verschleierte, in dieser Fassung aber radikal freigelegte Banalität.
Ob dabei - nach Studium des Prinzips der banalen, aber einprägsamen, also der populären Melodie mit ihren blanken Symmetrien und schamlosen Sequenzen bei Mozart, Beethoven, Gounod und anderen Großmeistern der „Schlagermelodie" (auch aus dem Operettenbereich) - , ob also dabei gelungen ist, was Gunter Schneider kürzlich über das Werk eines Kollegen sagte: „Die neue Einfachheit durch Banalität zu transzendieren"?
Inhaltsangabe
1. Akt
Auf einer Opernbühne tauchen Bühnenarbeiter auf. Sie haben die Aufgabe, diese Bühne für die nächste Vorstellung auf- und umzubauen. Unerwartet erscheint ein Zeitungsverkäufer, der seine Ware mit Hilfe von Schlagzeilen anpreist. Allerdings verkünden diese Schlagzeilen eine schreckliche Botschaft: Ab sofort ist jeder Staatsbürger dazu verpflichtet, einen Existenzberechtigungsausweis zu besitzen. Wer diesen Ausweis nicht bei sich führt, wird verhaftet. Nach anfänglicher Freude über die sympathische Figur des Zeitungsverkäufers bricht in der Arbeitergruppe Panik aus. Die Schlagzeilen haben Reminiszenzen hervorgerufen: Kürzlich wurde einer der Arbeiter ohne Existenzberechtigungsausweis von der Polizei festgenommen. Die Arbeit muss aber weitergehen, die Oper muss gespielt werden. Tollpatschig und verloren kommt ein neuer Bühnenarbeiter als Ersatz für den Verhafteten herein. Kaum auf der Bühne, stürzt er sich auf eine Putzfrau und will sie vergewaltigen. Die Kollegen hindern ihn daran - schließlich muss die Arbeit getan werden. Aber wieder um wird der Arbeitsprozess gestört: Die Vorarbeiterin erklärt dem Neuhinzugekommenen, wie er sich in dieser Umgebung bei den so oft auftretenden Stürmen verhalten soll. Dieser aber weigert sich, die Warnung ernst zu nehmen - da bricht der Sturm aus. Während die Arbeiter schon daran gewöhnt sind, sich an den Sturmhilfsgestellen festzuhalten, wird der unvorsichtige Kollege vom Orkan weggeweht. Doch siehe da, nach dem Sturm kehrt der schon Totgeglaubte wieder zurück, wobei er die Geschichte seiner wundersamen Errettung erzählt. Ab jetzt über stürzen sich die Ereignisse: In einem übergangslosen Rollenwechsel übernehmen Bühnenarbeiter einige Rollen aus der Oper, für die sie die Szene abbauen. Manch Mächtiger der Welt betritt die Bühne, so der Präsident des Inlands und der Sohn des Präsidenten des Auslands, worauf die Bühnenarbeiter für den einen und den anderen Partei ergreifen, so dass handfeste Konfliktsituationen entstehen, die schließlich zur Selbstvernichtung führen. Ende aller Hoffnungen? Nein, denn aus dem vermeintlichen Tod erstehen alle langsam wieder auf, die Opernaufführung drängt, der Termin muss eingehalten werden. In feierlicher Übereinstimmung und mit einer Rede der Vorarbeiterin, welche dem Publikum den pünktlichen Beginn der Oper ankündigt, endet der Erste Akt.
2. Akt
Die Arbeiter räumen die Bühne, auf der anscheinend inzwischen eine Oper aufgeführt wurde, ab. Dabei richten sie ihre Aggressionen gegen das Theater selbst und äffen vergnügt etwaige Tenöre nach. Ihre Aussage lässt an Deutlichkeit nichts übrig: Das ganze Theater stinkt ... Veranschaulicht wird die Meinung der Bühnenarbeiter durch die überraschende Aufführung einer „Opera-Semi Buffa". Zwei Primadonnen, ihre tratschsüchtige Garderobiere, ein Opernführer mit seinem Adlatus überbieten einander in absurden Opernritualen; die Primadonnen versuchen, einander niederzusingen. Da es keiner der beiden gelingt, den stimmlichen Sieg zu erringen, bleibt nur eine Lösung übrig: Sie erschießen einander im Duell. Die Schussdetonationen rufen den wachsamen Inspektor auf den Plan. Gleichzeitig mit ihm stürzen die Bühnenarbeiter herein und verstecken die Leichen der Divas vor ihm. Anschließend begrüßen sie den Inspektor mit falscher Herzlichkeit. Er aber fordert unerbittlich den neuen Bühnenarbeiter zur Ausweisleistung auf. Dieser kann seinen Existenzberechtigungsausweis nicht vorzeigen und wird vor der entsetzten Arbeitergruppe verhaftet. Bedrückende Angst befällt die Bühnenarbeiter, sie wollen flüchten, sie suchen nach schützender Heimat. Da bietet sich aus heiterem Himmel der geeignete Zufluchtsort an, in den sie nacheinander verschwinden.