Das Werk ist für gemischten Chor (bis 12-fache Teilung) geschrieben und bezieht die elektroakustischen Möglichkeiten der Rückkoppelung als „Lehrmittel" ein: Teile der Komposition werden im Moment ihrer Aufführung aufgenommen und mit jeweils 15 Sekunden Zeitverzögerung wiedergegeben, während der Chor weitersingt oder - zum Abhören - innehält. Diese live-elektronische Konzeption dient einerseits der Kontrolle der Intonation, Zeitgestaltung und Artikulation für die Sänger selbst, andererseits schafft sie die Möglichkeit, durch Addition kompliziertere mehrschichtige Strukturen aufzubauen, die dann wieder z. B. als eine Art Begleitung oder Basis für Improvisationen in den akustischen Hintergrund treten können (ein ähnliches Modell habe ich in meinem Chorstück „Papa" bereits erprobt).
Auch der Computer wird als Lehrmeister zu Hilfe genommen: Auf der Basis eines temperieten 12-stimmigen Obertonakkords und seiner intervallmäßigen Umkehrung werden Strukturen zugespielt, die von den Sängern entweder angenommen oder abgelehnt und attackiert werden.
Gesangstechnisch stellt das Werk hohe Anforderungen. Vom Stimmumfang wie von der Intonation her werden extreme Leistungen verlangt, andererseits wird die Fähigkeit, zu improvisieren und grafische Anregungen auszuarbeiten, vorausgesetzt.
Stilistisch ist die Arbeit keiner einheitlichen ästhetischen Richtung verpflichtet, sondern strebt die Aufbereitung einer Vielfalt vokaler Ausdrucksmöglichkeiten von der Mikro-lntervallik bis zur Tonalität an. Offene und geschlossene Formen wechseln ab, Choral-, Liedformen und selbst die „leichte Muse" wer den zitierend gestreift.
Das Werk ist dem österreichischen Glasschleifer und Spiegelkünstler Arnulf Komposch gewidmet, enthält es doch selbst eine Reihe von Variationen darüber, wie man durch akustische Spiegel Musikalisches reflektieren kann. Fotocollagen von Komposch-Spiegeln haben in den Improvisationspassagen der Partitur Verwendung gefunden.
Die lyrischen Texte der Komposition (ein „Nachtlied" und ein „Wiegenlied") stehen in programmatischem Gegensatz zum immer wieder formuliertem Aufruf: try to make your own music!