Try
Try (Try to make your own music) Lehrstück für Chorsänger, op. 37

Das Werk ist für gemischten Chor (bis 12-fache Teilung) geschrieben und bezieht die elektroakustischen Möglichkeiten der Rückkoppelung als „Lehrmittel" ein: Teile der Komposition werden im Moment ihrer Aufführung aufgenommen und mit jeweils 15 Sekunden Zeitverzögerung wiedergegeben, während der Chor weitersingt oder - zum Abhören - innehält. Diese live-elektronische Konzeption dient einerseits der Kon­trolle der Intonation, Zeitgestaltung und Artikulation für die Sänger selbst, andererseits schafft sie die Möglichkeit, durch Addition kompliziertere mehrschichtige Strukturen aufzubauen, die dann wieder z. B. als eine Art Begleitung oder Basis für Improvisationen in den akustischen Hintergrund treten können (ein ähnliches Modell habe ich in meinem Chorstück „Papa" bereits erprobt).

Auch der Computer wird als Lehrmeister zu Hilfe genommen: Auf der Basis eines tempe­rieten 12-stimmigen Obertonakkords und sei­ner intervallmäßigen Umkehrung werden Strukturen zugespielt, die von den Sängern entweder angenommeoder  abgelehnt und attackiert werden.

Gesangstechnisch stellt das Werk hohe Anforderungen. Vom Stimmumfang wie von der Intonation her werden extreme Leistungen verlangt, andererseits wird die Fähigkeit, zu improvisieren und grafische Anregungen auszuarbeiten, vorausgesetzt.

Stilistisch ist die Arbeit keiner einheitlichen ästhetischen Richtung verpflichtet, sondern strebt die Aufbereitung einer Vielfalt vokaler Ausdrucksmöglichkeiten von der Mikro-lntervallik bis zur Tonalität an. Offene und geschlossene Formen wechseln ab, Choral-, Liedformen und selbst die „leichte Muse" wer­ den zitierend gestreift.

 

Das Werk ist dem österreichischen Glasschleifer und Spiegelkünstler Arnulf Kom­posch gewidmet, enthält es doch selbst eine Reihe von Variationen darüber, wie man durch akustische Spiegel Musikalisches reflektieren kann. Fotocollagen von Kom­posch-Spiegeln haben in den Improvisations­passagen der Partitur Verwendung gefun­den.

Die lyrischen Texte der Komposition (ein „Nachtlied" und ein „Wiegenlied") stehen in programmatischem Gegensatz zum immer wieder formuliertem Aufruf: try to make youown music!

Dieter Kaufmann
Interpret/innen

Bromma Kammarkör
Dirigent: Bo Johansson

Termine
Location
Grazer Congress – Kammermusiksaal
Konzert
Österreichische Erstaufführung
Biografien