Die Posaune war im Laufe der Geschichte niemals ein Soloinstrument. Mit Ausnahme von einigen Konzerten zweitrangiger Komponisten gibt es eigentlich keine ältere Literatur, die eine Solistentätigkeit rechtfertigt.
Natürlich kann man Transkriptionen und Adaptionen von Werken, die für andere Instrumente geschrieben wurden, verwenden, aber jedermann weiß um die Fragwürdigkeit solcher Unternehmungen. Es ist daher absolut vorteilhaft, sich gegenwärtig en Dingen zuzuwenden.
Sowohl die Rolle des Instruments als auch die des Solisten hat sich grundlegend geändert. Die Posaune wurde zum Verstärker unserer Intentionen, eine Fortsetzung unseres Körpers. Sie dient der Übermittlung unserer vokalen Artikulationen, unserer Schreie. Sie wurde zum Funktionsobjekt entweiht, das man transformiert, manipuliert und den Erfordernissen des Augenblicks anpasst.
Henri Pousseur verwendet das Instrument in seiner Komposition „Mnemosyne" in seiner reinen, traditionellen Ausdruckskraft.
Luciano Berio moduliert im Gegensatz dazu in „Sequenza V" den Ton des Instruments durch die Stimme des Posaunisten und ruft auf diese Weise einen Dialog zwischen Körper und Instrument hervor. In meinen „Echanges" handelt es sich um einen Wettkampf, basierend auf sehr schnellen Reaktionen, wobei das Instrument mit Hilfe verschiedener Mundstücke modifiziert wird und nicht mehr mit den Erwartungen des Solisten übereinstimmt. In „Vorstellung" spielt ein Interpret abwechselnd auf seinem Instrument und einem anderen, das er nicht beherrscht. Vielleicht dient dies als Mittel, den Unterschied auf zu zeigen, der zwischen einem Virtuosen und einem Musikanten besteht? Mauricio Kagel lässt in „Der Atem" einen alten Musiker auf der Bühne sterben. Hier ist das Instrument ohne Bedeutung, der Mensch, der das Instrument spielt, steht absolut im Mittelpunkt. Und darüber hinaus kann der Körper zur kontinuierlichen Maschine werden. Es genügt das Erlernen des Spiels ebenso durch Ein als durch Ausatmen, um fest zustellen, dass die Musik nicht dann endet, wenn der Mensch erschöpft ist. Dies ist ein „Res/As/Ex/ - ins-pirieren", aber auch Trans-pirieren.