German only
Susanna Niedermayr:
Wie hast du das Akkordeon als Instrument für Dich entdeckt?
Zbigniew Chonjacki:
Mein Vater hat für meinen Bruder ein Akkordeon gekauft, dieser wollte aber lieber Klavier lernen. Und ich habe begonnen, das Akkordeon zu spielen, einfach weil es da war; weil wir eines zu Hause hatten. Später habe ich in der Musikschule klassischen Akkordeon-Unterricht bekommen. Im Zuge dessen, habe ich mich für das Knopfakkordeon entschieden.
Susanna Niedermayr:
Wieso das?
Zbigniew Chonjacki:
Ein Knopfakkordeon bietet mehr Möglichkeiten, man braucht nicht so große Hände und hat eine größere Auswahl an Akkorden und Klangkombinationen zur Verfügung. So richtig interessant wurde es aber, als ich den Akkordeon-Klang mit elektronischen Instrumenten erweitert habe.
Susanna Niedermayr:
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Zbigniew Chonjacki:
Ich hatte mit dem Violinisten Łukasz Czekała ein Trio. Dann ist der dritte Musiker, der Electronics gespielt hat, ausgestiegen und ich habe seinen Part übernommen. Ich habe mir einiges selbst beigebracht, verschiedene elektronische Instrumente und Effekte ausprobiert. Es war also erst einmal eine Notwendigkeit, die mir dann aber immer mehr Spaß gemacht hat, und heute betrachte ich das Akkordeon und die damit verbundenen Electronics als ein Instrument. Manchmal steht der ursprüngliche Klang des Akkordeons im Vordergrund, dann wieder die elektronischen Klänge.
Susanna Niedermayr:
Wo siehst du Dich musikalisch verwurzelt?
Zbigniew Chonjacki:
Das ist eine gute Frage! Für mich gibt es eigentlich nur gute und schlechte Musik. Wenn ich solo auftrete, dann mache ich elektroakustische improvisierte Musik, so würde ich das beschreiben. Als ich so 15 Jahre alt war, hörte ich gerne Jazz und Swing, später begann ich mich für zeitgenössische Klassik und schließlich auch für elektronische Musik zu interessieren. Ich hatte keine bestimmte Idee davon, welche Art von Musik ich mit dem Akkordeon machen wollte. Was ich aber wusste war, dass ich improvisieren wollte. Ich höre mir auch nicht die Musik anderer Akkordeon-Spieler:innen an, ich möchte meinem ganz eigenen Weg folgen. Erst einmal suche ich nach spannenden Sounds. Manchmal entspinnt sich dabei ein Dialog zwischen dem Akkordeon und den Electronics. Oder ich verfremde den Akkordeonklang elektronisch. Und es muss auch nicht unbedingt experimentell klingen, manchmal ist es eine simple Melodie, die plötzlich ins Zentrum rückt.
Susanna Niedermayr:
Wie bereitest Du Dich auf einen Solo-Auftritt vor?
Zbigniew Chonjacki:
Meine Solo-Konzerte sind immer völlig frei improvisiert. Ich lege mir kein musikalisches Gerüst oder dergleichen zurecht. Vor einem Konzert erkunde ich einfach den jeweiligen Raum, in dem der Auftritt stattfinden wird, lasse ihn auf mich wirken, schaue, welche akustischen Möglichkeiten er bietet. An Musik versuche ich dabei möglichst nicht zu denken. Und dann gehe ich auf die Bühne und spiele.