musikprotokoll 2023

interconnected | interdependent

Die jüngste Häufung von Krisen stellt unseren vom Neoliberalismus auf die Spitze getriebenen Individualismus infrage. Das musikprotokoll lädt unter dem Motto interconnected | interdependent vom 5. bis 8. Oktober dazu ein, die uns umgebende Umwelt nicht als statischen Ort, sondern als dynamisches Beziehungsgeflecht zu betrachten, das heute vielleicht mehr denn je einer bewussten Gestaltung bedarf.

Zum Auftakt am 5. Oktober geht es um die Generation, deren zukünftiges Leben von den derzeitigen Veränderungen geprägt sein wird: Kinder und Jugendliche setzen sich in eigenen Kompositionen mit dem Festivalthema auseinander.

Als Gründungsmitglied des Festivalnetzwerkes ICAS und der Plattform SHAPE+ pflegt das musikprotokoll bereits seit 2010 einen regen Austausch mit gleichgesinnten Festivals auf der ganzen Welt. Auch heuer werden wieder zahlreiche SHAPE+ Artists auftreten.

Die Werkreihe „disposable instruments“ von noid, die der Künstler im Rahmen einer SHAPE+ Artist Residency gemeinsam mit Anthea Caddy und Elisabeth Flunger weiterentwickelt hat, lädt die Besucher:innen zu einer Klangmeditation über die Wegwerfgesellschaft ein. Franziska Thurner, Abby Lee Tee und Manja Ristić erforschten im Rahmen einer weiteren SHAPE+ Artist Residency Klanglandschaften im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet. Heinali schlägt eine Brücke zwischen Alter und neuer Musik. Robert Schwarz koppelt Schwarmbildung mit Zeitsynchronisation. Amina Hocine spielt eine selbstentwickelte Pfeifenorgel. Und auch Sabiwa und Nathan L. werden mit neuartigen Instrumenten nach Graz reisen, darunter ein Blasinstrument, das – ganz im Sinne des Festivalmottos – nur von zwei Performer:innen gleichzeitig gespielt werden kann.

Für Konzertformate kommen Künstler:innen nach Graz, deren Arbeit durch grenzüberschreitendes Forschen geprägt ist: Sappho/ Bioluminescence der australischen Komponistin Liza Lim ist erstmals in Österreich zu hören, gespielt vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Marin Alsop. Es ist ein Werk zwischen erotischer Trance und Halluzination, das phosphoreszierende Pflanzen und gentechnisch veränderte Kreaturen akustisch leuchten lässt. Das RSO Wien spielt zudem die österreichische Erstaufführung neuer Instrumentalkonzerte von Clemens Gadenstätter und Bernhard Gander sowie ein neues Werk von Clara Iannotta. Anschließend präsentiert das österreichisch-iranische Trio Gabbeh die Uraufführung seines neuen Programms.

Der in Kanada lebende Komponist Sandeep Bhagwati hat mit seinen Aufsätzen aktuelle postkoloniale Diskurse in der Musik geprägt. Er schreibt ein neues Werk für das Klangforum Wien. Die Estin Madli Marje Gildemann, die Norwegerin Kristine Tjøgersen und die Irin Karen Power nutzen biologische Prozesse als Inspirationsquelle für ihre Musik.

Auch die lokale Verankerung ist gelebtes Selbstverständnis beim musikprotokoll: Das Grazer Ensemble Schallfeld präsentiert neue und neueste Musik von Beat Furrer, Sehyung Kim, Carlo Elia Praderio und Katharina Klement. Im Café Wolf vernetzt sich das Festival mit der lokalen Szene. Weitere Kooperationen mit Grazer Kulturinstitutionen beleuchten zusätzliche Facetten des Themas.

Viel Neues an vier Tagen: Festivalabschluss ist am 8. Oktober eine Musiktheater-Uraufführung in Kooperation mit dem Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb. Die Slowenin Nina Šenk dreht in canvas das Don-Giovanni-Syndrom um: Ein Mann dient Frauen als Projektionsfläche. Der Radioessay An Emotional Encyclopedia of War der in Kyjiw lebenden Künstlerin Anna Kravets bildet das radiofone Finale im Ö1 Kunstradio.

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Kuratiert von Rainer Elstner, Susanna Niedermayr und Fränk Zimmer
Leitung: Elke Tschaikner

Das ORF musikprotokoll im steirischen herbst ist eine Produktion von ORF Radio Österreich 1 und ORF Steiermark.
In Koproduktion mit steirischer herbst ʼ23.

In Kooperation mit open music, esc medien kunst labor, ICAS – International Cities of Advanced Sound, Institut für Kunst im öffentlichen Raum, Institut für Elektronische Musik und Akustik, Kunstuniversität Graz, Künstlerisch-Wissenschaftliche Doktoratsschule der KUG, SWR2, Ö1 Kunstradio, RHIZOM, Music Biennale Zagreb, XX YX, SHAPE+ Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe, VDT–Verband Deutscher Tonmeister:innen, CTM Festival, NOW! Festival, Conto musicale, Bildungsdirektion Steiermark, FH JOANNEUM, SKE, ATG Graz, Klavierhaus Fiedler, ROOM OF FINE ARTS, ORF RSO Wien.

Unterstützt von „Creative Europe“-Programm der Europäischen Union, Culture Ireland, Istituto Italiano di Cultura di Vienna, AVL Cultural Foundation, Norvegian Society of Composers, Land Steiermark, Stadt Graz, Société de musique contemporaine du Québec (SMCQ), Norsk Tonekunstnersamfund, VGR – Verwertungsgesellschaft Rundfunk, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.