Wanne mine eyhnen misten
Wanne mine eyhnen misten (1991)

Wanne mine eyhnen misten für Mezzosopran und vier Block­trommel-Spieler basiert auf einem anonymen englischen Gedicht aus dem dreizehnten Jahrhundert. In diesem Gedicht wird der körperliche Verfall des Alterns, das sich Nähern des Todes und der Zustand nach dem Sterben beschrieben. Obwohl dieses Gedicht, oberflächlich betrachtet, nur eine Aufzählung von Fak­ten zu sein scheint, ist es implicit doch sehr sorgfältig erzählt; in inhaltlicher Steigerung wird die Trennung zwischen Körper und Seele thematisiert. Die Sängerin interpretiert die scheinbar vordergründige Aufzählung von Fakten, während die Schlagzeuger die inhaltliche Erzählung auf ihren „Kästen" wiedergeben. Die vier Blocktrommel-Spieler stehen in zwei Gruppen an beiden Sei­ten der Sängerin, dadurch spiegelt sich die Beziehung zwischen Körper und Seele wieder.

 

Originaltext:

Wanne mine eyhnen misten,

And mine heren sissen,

And my nose coldet,

And my tunge foldet,

And my rude slaket,

And mine lippes blaken,

And my muth grennet,

And my spotel rennet,

And mine her riset,

And mine herte griset,

And mine honden bivien,

And mine fet stivien -

Al to late! Al to late!

Wanne the bere is ate gate.

 

Thanne I schel flutte

From bedde to flore,

From flore to here,

From here to bere,

From bere to putte,

And te putte fordut.

Thanne lyd mine hus uppe

mine nose.

Of al this world ne give

I it a pese!

 

Übersetzung:

Wenn meine Augen sich trüben

und meine Ohren sausen

und meine Nase kalt wird

und meine Zunge schwer wird

und mein Gesicht schlaff wird

und meine Lippen erbleichen

und mein Mund grinst

und mein Speichel rinnt

und mein Haar ausfällt

und mein Herz erzittert

und meine Hände beben

und meine Füße erstarren -

Es ist zu spät! Es ist zu spät!

Wenn die Bahre am Tore steht.

 

Dann werde ich gleiten

Vom Bett zu Boden

Vom Boden ins Totenhemd

mit Totenhemd zur Bahre

von der Bahre zum Grabe

und das Grab wird geschlossen.

Dann liegt mein Haus

auf meiner Nase.

Auf all diese Welt

geb ich keinen Heller mehr.

Ron Ford
Interpret/innen

Slagwerkgroep Den Haag
Schlagzeug, Klavier: Ger de Zeeuw
Schlagzeug: Murk Jiskoot, Arnold Marinissen, Bouwe de Jong, Emiel Matthijsse, Michiel Weekhout, Ron Colbers, Niels van Hoorn
Klavier: Heleen Nijenhuis

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Österreichische Erstaufführung