Wie weit kann sich Musik einem literarischen Kunstwerk, wie es Franz Kafkas Romanfragment „Amerika" darstellt, nähern oder ihm sogar entsprechen? Ich habe mich mit dem Orchesterstück ,,... ins Endlose ... ", im Auftrag des ORF für das Musikprotokoll '92 in Graz geschrieben, dieser Herausforderung zu stellen versucht.
Amerika, speziell die Vereinigten Staaten von Amerika, die ich aus direktem sinnlichen Erleben genausowenig kenne, wie sie Kafka gekannt hat, wirkten mit ungeheuren Folgen auf die Welt ein, ökonomisch, gesellschaftlich, kulturell. Die Gleichzeitigkeit der lokalen Distanz und der effektiven Nähe dieses Amerika bewirkten bei Kafka - und, wie ich hoffe, in meinem Orchesterstück - eine eigenwillige artifizielle Spiegelung und Spannung. Bilder von Aufbruch, Neubeginn, Unrast, Automation, von Unermesslichkeit landschaftlicher Dimensionen und ökonomischer Unternehmungen, von Beherrschung und Bedrohung der Welt, von Menschen als Masse und/oder Individuen begleiteten und motivierten mich bei meiner kompositorischen Arbeit. Der Titel des Stückes bezieht sich auf ein Zitat aus einem Brief Kafkas an Felice Bauer: ,,Die Geschichte, die ich schreibe, und die allerdings ins Endlose angelegt ist, ... handelt ausschließlich in den Vereinigten Staaten von Amerika." Das Werk ist Frank Schneider gewidmet.