to catch a running poet

Maja Mijatović (Cembalo)

MÖGE DIE ÜBUNG GELINGEN
Petra Stump-Linshalm
dringen
Peter Jakober
Ištaratu
Margareta Ferek-Petrić
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Rafael Nassif
arresting images
Hannes Dufek
Video: Enes Zlatar und Ajna Zlatar

Beim Cembalo denkt man nicht zuallererst an Uraufführungen. Die in Wien lebende Cembalistin Maja Mijatović lud jedoch mehrere Komponierende, deren Arbeit sie besonders schätzt, vor einiger Zeit dazu ein, für ihr Instrument zu schreiben. 2019 veröffentlichte sie dann ein überraschendes und abwechslungsreiches Album mit einer Reihe von Ersteinspielungen für Cembalo solo, das auf der Bestenliste beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik landete.

Beim musikprotokoll 2020 zeigt Maja Mijatović, wie aufregend und unterschiedlich Komponierende heutzutage mit dem Klangkosmos Cembalo umgehen, wie sie damit experimentieren und feinste, bisher verborgene Nuancen des Instruments zutage fördern, aber auch wie sie die mechanische Vitalität des Instrumentenklangs auskosten. Eine „Versuchsanordnung für Zeitsprünge“ nennt einer der beteiligten Komponisten, Hannes Dufek, diese Praxis, bei der ein altes Instrument mit zeitgenössischer Musik gepaart wird.


Maja Mijatović studierte Cembalo bei Wolfgang Glüxam in Wien und ist ausgebildete Querflötistin. Die Musiksprache der zeitgenössischen Avantgarde und das breite Repertoire der Alten Musik sind die Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit. Die hierin angelegte Polarität so unterschiedlicher, kontrastierender, aber doch auch verwandter Ausdrucksformen stellt für sie eine stetige Quelle spannender Dialoge und Entdeckungen dar. Ihre Offenheit für die Erforschung neuer Klänge und Spielmöglichkeiten des Cembalos und ihr Anspruch und kompromissloses Streben nach musikalischem Ausdruck sind Triebfedern für die enge Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponist/innen, woraus zahlreiche neue Werke, vom Solo bis zum Konzert, hervorgingen. Maja Mijatović ist Mitgründerin des Ensembles Klingekunst. Ihre CD to catch a running poet wurde in die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik 2019 aufgenommen.


Petra Stump-Linshalm spielt in verschiedenen Ensembles sowie als Solistin und befasst sich dabei nicht nur mit dem klassischen Repertoire, sondern auch mit experimenteller und improvisierter Musik. Seit einigen Jahren hat sie auch das Komponieren für sich entdeckt. Sie studierte Klarinette an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Bassklarinette am Conservatorium van Amsterdam. Als Trägerin verschiedener Preise und Auszeichnungen gilt ihre besondere Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Musik. Immer wieder haben Komponist/innen für Petra Stump-Linshalm und ihre Ensembles Werke komponiert. Die Vermittlung zeitgenössischer und klassischer Musik an Kinder in Form von Konzerten und Workshops ergänzt den Schaffensbereich der Künstlerin. Petra Stump-Linshalm ist seit 2012 Senior Lecturer für Kammermusik am Joseph Haydn Institut für Kammermusik, Alte Musik und Neue Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.


Peter Jakober (*1977) studierte von 1998 bis 2006 Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Georg Friedrich Haas und Gerd Kühr. Seine Werke wurden interpretiert von ensemble recherche, dem Aleph Gitarrenquartett, dem Klangforum Wien, dem Ensemble PHACE, dem Arditti Quartett, dem thürmchen ensemble Köln, dem Grazer Orgelpfeifenorchester sowie Musiker/innen anderer Ensembles. Kooperationen gab es mit dem Choreographen und Regisseur Paul Wenninger sowie dem ensemble]h[iatus aus Frankreich. Er erhielt das Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2010, den SKE Publicity Preis, den Erste Bank Kompositionspreis 2015 und er ist Stipendiat der Akademie Schloss Solitude 2011/2012. Nach Auslandsaufenthalten in Rotterdam und Köln lebt Jakober derzeit in Wien.


Die Musik von Margareta Ferek-Petrić (*1982, Zagreb) wird als farbenreich, humorvoll und tiefgründig beschrieben, wie sie auch absurde Klangbilder erstehen lässt. Der kompositorische Ansatz basiert auf der ironischen Behandlung traditioneller Musikästhetik, dem Einsatz lebendiger rhythmischer Impulse, der Umwandlung von theatralischen Gesten in Timbre und dem Ausloten der Intensität von erweiterten Spieltechniken. Die Inspiration für ihre Partituren bezieht die Komponistin aus Literatur, Kunst, Filmen, Wissenschaft, Politik und Philosophie, aber auch außergewöhnliche Menschen oder bizarre Lebenssituationen können ihre Fantasie beflügeln. Neben ihrer Tätigkeit als Komponistin ist Ferek-Petrić die künstlerische Leiterin der nächsten beiden Ausgaben der Musikbiennale Zagreb.


Rafeal Nassif (*1984, Brasilien) ist Komponist, Pianist und Konzerte-Kurator und -Organisator. Er studierte Komposition und zeitgleich widmete er sich der pädagogischen Methode der Alexander-Technik und der musikalischen Phänomenologie durch private Studien. Er erhielt diverse Kompositionspreise sowie -aufträge. 2014 erhielt er das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. 2015 folgte der Umzug nach Graz und Tätigkeiten als freischaffender Komponist und Lehrer für Komposition, Klavier und Tibetisches Yoga und er erhielt den Kunstpreis Berlin für Musik der Akademie der Künste. Nassif organisiert Hauskonzerte mit zeitgenössicher Musik und ist Mitwirkender im Komponist/innenverein „die andere saite“. 2017 erhielt er das Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramtes Österreich für seine kompositorische Tätigkeit. Bereits seit 2005 beschäftigt sich Nassif mit Mikrotonalität. Bei seinen jüngsten Arbeiten liegt der prägende Fokus auf gesprochenen Stimmen, instrumentalen Mehrklängen sowie auf reine Intonation.


Hannes Dufek wurde 1984 in Wien geboren und ist Komponist und Musiker. Sein kompositorisches Schaffen umfasst verschiedene Konzertwerke, intermediale Arbeiten, häufig auch grafische Partituren und immer wieder Musik für Bühnenwerke. Ein wesentliches Interesse gilt dabei der Fassung und Öffnung von Freiräumen, einem Verständnis von Musik als Agens der Welterfassung im Zeichen der Freiheit. Er ist Vater eines Sohnes und lebt in Wien.

Maja Mijatovic