© Milica Balubdzic
Jung an Tagen. Hyperreale Sound-Sphären

Jung an Tagen ist seit einigen Jahren das Hauptprojekt des in Wien lebenden Klangkünstlers und Visualisten Stefan Juster. Das soeben erschienene Album "Agent im Objekt" ist seine vierte Fulltime-Veröffentlichung als Jung an Tagen und nach "Das Fest der Reichen" seine zweite für Editions Mego. In Justers Elektronikmusik treffen elektroakustisches Sounddesign auf polyrhythmische Techno-Referenzen und weitverzweigte Klanglandschaften.

Die ersten Aufnahmen von Juster reichen ins Jahr 2007 zurück, stark inspiriert war er von der Rave- und Techno-Kultur der frühen 1990er Jahre. Anfangs machte er auf Techno-Parties die Visuals. Bis heute beschäftigt sich Juster auch mit visueller Kunst: so hat er zahlreiche Videos realisiert und setzt sich aktuell mit 3D-Visualisierungen auseinander.
Als Musiker verfolgt er einen Zugang, der ebenfalls aus dem frühen Techno kommt und hat unter den Namen Alex Strelka, Bobby Lazar oder Stefan Kushima auf Labels wie 100% Silk, Not Not Fun oder Orange Milk Records Musik herausgebracht. Außerdem betreibt er das auf Cassetten-Releases spezialisierte Label SF Broadcasts. Als Bündelung seiner Aktivitäten dient die Plattform Virtual Institute Vienna.

Molekulare Klangbewegungen
Nachdem Pita Rehberg von Editions Mego ein Konzert von Jung an Tagen gesehen hatte, kam der Kontakt mit dem Label zustande. Daraus folgte 2016 das Album "Das Fest der Reichen", auf dem Jung an Tagen mit dem österreichischen Musiker Superskin sowie der amerikanischen Band Ensemble Economique zusammenarbeitete und das große mediale Aufmerksamkeit erhielt. Es war nach mehr als einem Dutzend Cassetten-Veröffentlichungen Justers erste Release auf Vinyl. 2017 trat er u. a. mit der Violinistin Battle-Ax am Hyperreality-Festival der Wiener Festwochen auf.

Und heuer ist er einer jener Künstler/innen, die 2018 vom ORF musikprotokoll im steirischen herbst für die Plattform Shape des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound nominiert wurden.

Eines der Wesensmerkmale der Musik von Jung an Tagen ist, dass bei teils recht ausgeprägter analytischer Schärfe immer auch Momente des poetisch-vertrackten Geschichtenerzählens mitschwingen. Es gehe ihm darum, Raum und Zeit klanglich erfahrbar zu machen, so der Künstler.

"Agent im Objekt" ist eine weitere Präzisierung der synästhetischen Arbeitsweisen von Jung an Tagen, bei dem körperliche und zerebrale Zustandsbeschreibungen gegeneinander austariert werden. Der Zeit-Ton präsentiert anhand dieses Albums einen Überblick über das reichhaltige Schaffen von Stefan Juster.

Jung an Tagen im Zeit-Ton Porträt.
Gestaltung: Heinrich Deisl
Radio Österreich 1
1.3.2018, 23.05

 

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