Blue Cliffs
Blue Cliffs revidierte Fassung 1993

Dieses Stück für 12 Instrumente begann ich im Februar 1985. Nach verschiedenen längeren Unterbrechungen schrieb ich die letzten zwei Drittel der Partitur kontinuierlich im Jahr 1988.

Der Titel geht auf das zen-buddhistische HEKIGANROKU zurück, englisch erschienen als „The Blue Cliff Record" und ins Deutsche von Wilhelm Gundert übersetzt als „Bi-YÄN-LU: Meister YÜAN-Wu's Niederschrift von der Smaragdenen Felswand".

In zeitgenössischer Musik wird „Zen" gerne mit dem Namen John Cage in Verbindung gebracht, dessen Werk ich als wichtigen Beitrag empfinde, doch vom Gesamteindruck her als anämisch. Deshalb ist es nötig, glaube ich, zu betonen, dass mein eigenes Verhältnis zu dieser Materie von demjenigen Cages völlig verschieden ist. In meinem Fall besteht zum einen eine Beziehung zu den aussagekräftigen Naturbildern vieler Gedichte und Beispiele in „The Blue Cliff Record", einer Bildsprache, die vieles von meinem eigenen innersten Fühlen und Erfahren ausdrückt und widerspiegelt; zum anderen zu der Art des Denkens, die anstelle eines logischen Dualismus eine intuitive und hyper-logische Einheitlichkeit setzt, wie auch, statt zu antworten, ein Erforschen de Ursprungs einer Frage. Diese Denkweise entspricht meinem Gebrauch „surrealistischer" musikalischer Bilder im Sinne nicht rückführbarer, spontaner seelischer Inhalte und dem Aufbau von Formen, die hörbar sich aufeinander beziehen und voneinander abgeleitet sind , währenddessen die üblichen Wege des Vorstellens, Kontrastierens und Entwickelns von Material gemieden werden. Das Werk ist so besetzt, dass sowohl das Teilen des Ensembles in entgegengesetzte Gruppen (hoch - tief, Erde - Himmel) als auch das Verschmelzen in verhältnismäßig homogene Klanggruppen möglich sind. Die sechs „Sätze" sind weder unabhängig noch einheitlich; sie sind eher zu begreifen als sechs aufeinanderfolgende begrenzte Ausblicke oder Reisen in ein „zugedecktes Feld" oder in eine ebensolche Wirklichkeit - ,,zugedeckt" sowohl in physisch-topographischem als auch in psychischem Sinn. Das gesamte Formprinzip ist für mich das einer Reise: „Nach außen gekehrt ist das Äquivalent des Unbewusste n die Wildnis: beide Begriffe treffen auf einer noch höheren Stufe zusammen und werden eins."

Jorge E. López
Interpret/innen

Klangforum Wien
Dirigent: Olivier Cuedet

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Österreichische Erstaufführung