Fasce
Fasce für großes Orchester

„Fasce" wurden konzipiert und grafisch aufgezeichnet im Sommer 1959, - das Werk entstand also zwischen den Mouvements" und den „Spiegeln". Ausarbeitung und Reinschrift der Patitur erfolgten in 3 Etap­pen: 1967/68, 1972/73 und 1975. wobei sicnatürlich gewisse Veränderungen ergaben. Der Titel Fasce" = Bündel weist auf daGrundmaterial hin, - Aggregate neben­einanderliegender  Töne und gleicher oder verwandter Klangfarbe. Ereignisse können gleichzeitig anfangen und aufhören oder auch in verschiedener Weise sich aufbauen und auflösen. Viele solcher Bündel treten zueinander in wechselnde Beziehung, - entwickeln sich auseinander oder wachsen zusammen, werden in großräumige Prozesse eingespannt. Diese Vorgänge, das strukturelle Verfügen-Können über Tonraum und Zeit, hat mich weit mehr fasziniert als das klangliche Phänomen des Einzelaggregats.

Vielleicht gibt es eine Hilfe, wenn ich versuche, den letzten Abschnitt des Stücks zu beschreiben: zeitlich, räumlich und farblich voneinander abgesetzte Blöcke, gleichzeitig einsetzend und endend, stehen im Fortissimo gegeneinander. Allmählich beginnen Gegensätze sich im Diminuendo abzubauen, bis sie schließlich zusammen­wachsen, sich zunehmend langsamer von unten nach oben aufbauend und  gleich­zeitig in dieser Richtung auflösend,- ein Vorgang, der durch Glissandi verdeutlicht wird. Auch die Glissandi sind also zum Sichtbarmachen von Struktur eingesetzt und nicht als Effekt. Gleichzeitig wird der Tonraum, in dem die Bündel immer verwandter, ähnlicher werden, zusammen­gedrückt, bis schlilich von dem Aggregat nur mehr das eingestrichene g übrigbleibt.

Was mich heute, da mir die Arbeit mit sol­chen Materialien schon in weite Ferne gerückt ist, an dem Stück immer noch fesselt, - und aus diesem Grund habe ich es wohl als letztes Konzept aus der Zeit um 1960 noch fertiggestellt, - ist der unge­heure Stilwille, der dahinterstecktim Verzicht auf bewegte Linie, Harmonie und engräumige Rhythmik eine puristische Gesinnung, die sich ohne Seitenblick und ohne Blick zurück eine bewegte Welt aus dem Boden stampfte .

Das Stück fordert freilich vom Hörer. - viel mehr als die Spiegel" -, ein grund­sätzliches Eingehen auf jene Typen von Geschehen, in denen es sich vollzieht.

Friedrich Cerha
Interpret/innen

ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Dirigent: Richard Dufallo
Tonbandregie : Luigi Nono

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Uraufführung